52 Tage nach dem Ende seiner Ära bei Rapid redete Zoran Barisic erstmals darüber. Bei sich daheim. Ein Fotograf durfte nicht dabei sein. Es war schwer, ihn zu überzeugen, dass er seinen Vorsatz, nicht nachzutreten, deshalb nicht aufgeben muss.
"Krone": Als Rapid-Trainer wirkten Sie selten so relaxt wie jetzt.
Zoran Barisic: Mittlerweile bin ich im Begriff, mit dem Kapitel Rapid-Trainer abzuschließen.
"Krone": Sie sagten zu Amtsantritt, wenn Sie Rapid verlassen, soll die Mannschaft so gut sein, dass auch ein Schimpanse sie trainieren kann.
Barisic: (lachend) Das dürfte man nicht sagen. Aber es kann keiner widersprechen, dass ich Rapid sportlich und wirtschaftlich in einem viel besseren Zustand verlassen habe, als ich den Klub vorfand. Da prophezeiten viele, gegen den Abstieg spielen zu müssen. Wir haben in dreieinhalb Jahren Spieler um 19 Millionen Euro verkauft. Das alles macht mich stolz. Ich kann jedem Rapid-Fan in die Augen schauen.
Barisics ehemaliger Chef, Peter Pacult, besuchte uns unlängst im krone.at-Sportstudio und plauderte dabei unter anderem über seine Rapid-Vergangenheit:
"Krone": Präsident Michael Krammer und Sportvorstand Andreas Müller genügte es nicht, Spieler zu entwickeln, sie wollen mehr Siege.
Barisic: Das akzeptiere ich. Wir hatten uns auf einen Weg geeinigt. Ständig weiterentwickeln, um im neuen Stadion ein Team zu haben, das Titel holen kann. Das hab' ich erreicht. Jetzt bin ich sicher, dass die Mannschaft den nächsten Schritt machen wird. Ist auch gut so.
"Krone": Trotzdem nahmen Krammer und Müller Ihnen die Chance, mit einer neuen Heimstätte, in der Geld offenbar keine Rolle mehr spielt, das zu schaffen. Das muss doch wehtun und ärgern.
Barisic: Vor den Valencia-Spielen herrschte zu große Euphorie. Danach nur noch zu Tode betrübt. Als wir in Wolfsberg und gegen Salzburg als besseres Team nicht gewannen, spürte ich, dass die Unterstützung, die ich vorher hatte, fehlte.
"Krone": Unnötige Niederlagen sind auch ein Vorwurf.
Barisic: Wir verbrauchten in der Gruppenphase der Europa League zu viel Energie, mussten viele Verletzte verkraften. Auch das kostete den Titel.
"Krone": Die Vorwürfe vom fehlenden Plan B?
Barisic: Ich kann mit diesen Polemiken von Gier, Motivation, Plan B bis D nichts anfangen. Wir kreierten eine Philosophie, die auf Dominanz ausgerichtet war. Mein Superassistent Thomas Hickersberger schenkte mir das Buch von Carlo Ancelotti, wie man Menschen und Spiele gewinnt. In vielem erkenne ich mich wieder.
"Krone": Viele sagen, der größte Verlust in Ihrer Ära war Helmut Schulte als Sportchef.
Barisic: (denkt nach) Mit ihm war die Zusammenarbeit superkorrekt, fantastisch. Komisch, dass ich das meiste Lob immer von außen hörte. Ich hab jetzt das Gefühl, dass Rapid immer kälter wird. Trotz der beschworenen Rapid-Familie.
"Krone": Die Zusammenarbeit nach Schulte mit Andreas Müller?
Barisic: Gewisse Entscheidungen segneten ich und mein Trainerteam nicht ab. Wenn ich sage, welche, wäre das den Spielern gegenüber unfair.
"Krone": Andreas Müller kündigte via "Sky" an, Sie demnächst einmal anzurufen.
Barisic: Meine Freunde wissen, dass ich fast nie abhebe. Sondern lieber zurückrufe, wenn es mir wichtig ist.
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