Vom Assistenten zum stolzen Chef! Der 42-jährige Goran Djuricin ist überzeugt vom Charakter und der Mentalität der Rapid-Spieler, will seine erste Liebe mit Spaß "retten".
"Krone": Bis zum Samstag-Spiel gegen Altach bleibt wenig Zeit, wo setzen Sie jetzt den Hebel an?
Goran Djuricin: Wir versuchen Spaß zu vermitteln, bei aller Brisanz auch für Lockerheit zu sorgen - es geht nur über die mentale Schiene. Ich binde die Mannschaft sehr viel ein, versuche so ihre Stärken herauszukitzeln.
"Krone": Dass es zwischen Canadi und der Mannschaft zwischenmenschlich nicht gepasst hat, ist längst bekannt - warum haben Sie als Co-Trainer nicht eingegriffen?
Djuricin: Bitte, es bringt jetzt nichts, noch in der Vergangenheit zu bohren.
"Krone": Sie fühlen sich also nicht als "Königsmörder"? Der Chef ist weg, die beiden Assistenten übernehmen...
Djuricin: Das ist doch im Fußball üblich. Es hätte nichts gebracht, jetzt einen neuen Trainer zu holen, der die Spieler und ihren Charakter nicht kennt. Butre (Anm. Bernhard) und ich kennen die Mannschaft.
"Krone": Wie ist der Charakter? Den Spielern wird unterstellt, in Ried gegen Canadi gespielt zu haben.
Djuricin: Das stimmt zu 100 Prozent nicht.
"Krone": Woran liegt es dann? Wie gut oder schlecht ist Rapid?
Djuricin: Sehr gut, aber es spielt sich vieles im Kopf ab. Dazu die Verletzungen. Aber wir werden jetzt stärker. Wir packen das!
"Krone": Also kein Zweifel an der Qualität des Kaders? Passen die Spieler auch zum zuletzt gespielten System?
Djuricin: Das System ist nicht alles, ich kann auch ein 4-5-1 oder 5-5 spielen lassen. Die Mentalität und die Qualität entscheiden. Wir haben die richtigen Spieler.
"Krone": Also werden Sie gegen Altach gar nichts ändern?
Djuricin: Doch, ich muss und werde etwas ändern. Aber es sind nur Kleinigkeiten.
"Krone": Sie hatten schon einige Angebote aus dem Profi-Bereich abgelehnt, sich erst jetzt für Rapid in Ihrem Beruf bei einer Pensionsversicherung karenzieren lassen - warum nicht früher?
Djuricin: Weil Rapid der größte Klub ist. Vielleicht habe ich mir den Trainer-Job bei den Profis lange nicht zugetraut. Aber es ist überall die gleich harte Arbeit. Und ich bin ein Arbeiter. Das war ich schon immer.
"Krone": Aber mit Austria-Vergangenheit - ein Problem?
Djuricin: Ich war länger bei Rapid als bei der Austria, Rapid war meine erste Liebe. Als 12-Jähriger habe ich davon geträumt, hier Profi zu werden. Jetzt schließt sich der Kreis, habe ich es als Trainer geschafft.
"Krone": Mit der Chance, länger der Chef-Trainer zu bleiben.
Djuricin: Daran denke ich nicht. Ich will das genießen, mache mir keinen Druck. Nur die nächsten Spiele zählen. Wir müssen uns in der Liga schnell Luft verschaffen.
"Krone": Und den Cup holen. Welche Schlagzeile wollen Sie dann von sich lesen?
Djuricin: "Djuricin hat seine Spieler erreicht." Dann bin ich schon stolz, das reicht.
Rainer Bortenschlager, Kronen Zeitung
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