Des Sängers Flucht vor der wild dröhnenden Welt hat ihn in die entlegene Beschaulichkeit verschlagen. Nach Arta – einen kleinen Ort, 75 Kilometer östlich der Touristen-Metropole Palma mit dem berüchtigten Ballermann. Zehn Minuten vom Meer.
Etwas außerhalb haben ihm Freunde vor sechs Jahren eine kleine, damals verwahrloste Finca inmitten eines fünf Hektar großen subtropischen Urwalds vermittelt, nachdem er sein stattliches Anwesen mit wunderschönem Blick auf Soller als Epilog eines effektvollen Rosenkriegs veräußert hatte: eine Villa in maurischem Rot, mit zwei Gästehäusern, Pool, Palmen, steinernen Buddhas, ein Mittelding aus Hemingway-Hacienda und André Hellers verwunschenem botanischen Garten. Wildromantisch, unverbaubar unter Naturschutz (Bilder oben). In der Nacht singt hier die Nachtigall, nicht er.
Hierher zieht sich der 58-Jährige zum Arbeiten oder für kreative Pausen zurück. Im kleinen Tonstudio entstand sein neues Album "Besser wird's nicht" (Video in der Infobox). Die "Krone" ist das bislang einzige Medium, das ihn in seinem persönlichen Refugium besuchen durfte. Die 20 Jahre jüngere Ehefrau Ina Nadine (Bild 2) mit dem gemeinsamen Filius Julius (2) trifft man hier selten. Sie lebt in Berlin. Seit zehn Jahren sind die beiden ein Paar, seit fast drei Jahren verheiratet. Womit Rainhard auch schon mitten im Thema ist: "Die Ina wollte immer eine Familie, aber ich bin ein Nomade. Ich kann nirgends bleiben, ich muss immer unterwegs sein. Das ist das Problem in meinen Beziehungen."
"Krone": Auf Ihrem aktuellen Album findet sich ein Lied, da singen Sie: "Wir leben nebeneinander her. Und ich vermisse keine Liebe mehr. Hast du dich so geirrt in mir? Hab ich mich so geirrt in dir? Wir haben beide Besseres verdient. Lassen wir uns wieder frei. Ohne Angst und jede Scheu." Haben Sie Ihre Ehe beschrieben?
Rainhard Fendrich: Ina und ich sind seit einem Jahr getrennt. Wir sind noch verheiratet, wir bleiben eine Familie, aber wir sind kein Paar mehr. Wir haben einen tollen Sohn. Scheidung? Ich weiß es noch nicht. Es ist nicht einfach, aber es funktioniert. Wir haben auch keine Spannungen, weil wir kaum zusammen sind.
"Krone": Woran merkt man denn, dass eine Beziehung am Ende ist, wenn man ohnehin nicht streitet?
Fendrich: Wenn die Sehnsucht weg ist, wenn man nur noch miteinander umgeht. Freundlich zwar, aber ohne Nähe. Wenn man auch die Liebe nicht mehr vermisst, wenn es Freundschaft ist. Ich will aber geliebt werden. Kompromisslos. Ein sauberer Schnitt ist ehrlicher als faule Kompromisse. Mir ist wichtig, dass es der Ina gut geht.
"Krone": War der Altersunterschied schuld?
Fendrich: Nein, die Reife eines Mannes kann einer Frau ja auch Halt geben. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch. Am liebsten möchte ich alle in Frieden um einen Tisch haben!
"Krone": Das klingt neu – wir erinnern uns eher an andere Zeiten...
Fendrich: Mit meiner Ex-Frau habe ich leider keinen Kontakt mehr. Aber mit meinen beiden erwachsenen Söhnen! Sie kommen mich oft besuchen. Sie sind zwei echte Herzensmenschen. Das ist das Verdienst meiner Ex-Frau. Ich war ja nie zu Haus. Wir haben alle Fehler gemacht. Auch ich war sehr verletzt. Aber das ist Gott sei Dank vorbei und soll auch nicht wieder passieren. Ich hab gelernt, mich zurückzuhalten. Früher hab ich das Herz auf der Zunge getragen – nur war das Hirn halt manchmal nicht dabei.
"Krone": Was wurde aus der Musikkarriere Ihres Älteren, Lukas? Er hat ja an "Starmania" teilgenommen.
Fendrich: "Starmania" war wirklich ein Fehler! Mit dem Namen konnte er dort nix gewinnen – außer Quoten für den ORF. Er ist besser als der Papa! Ein moderner Singer-Songwriter. Ich hoffe, dass er bald eine Plattenfirma findet. Und der Jüngere, Flo, will Golf-Pro werden.
"Krone": Was halten Sie vom Musiknachwuchs in Österreich generell?
Fendrich: Gabalier und DJ Ötzi haben ja beide ein großes Publikum. Jeder, der Erfolg in diesem Geschäft hat, verdient Anerkennung. Die Christl Stürmer ist hochbegabt. Die gefällt mir! Wenn ich eine Tochter hätte, hätte ich gern eine wie sie.
"Krone": Haben Sie den Songcontest verfolgt?
Fendrich: Ich weiß zwar nicht, wie unsere Starterin geheißen hat, die ausgeschieden ist, aber sie hatte eine schöne Stimme. Österreich sollte ein Zeichen setzen und einfach nicht mehr mitmachen. Das ist eine Suppe, ein kommerzieller Klangteppich, bei dem sich befreundete Länder Sympathiepunkte zuschupfen.
"Krone": Ein Klangteppich wie im Radio?
Fendrich: Ich werde im Formatradio nicht mehr gespielt. Da sitzt irgend so ein Verantwortlicher. Der sagt dann einfach: "Das gefällt mir nicht!" Da hat jeder Angst um seinen Job. Ich finde, ein Ambros hat überall gespielt zu werden. Allein schon aus Respekt vor seiner Leistung!
"Krone": Auf Ihrer neuen CD ist kein programmierter Ohrwurm, dafür viel Kritisches. Bewusst?
Fendrich: Hits kann man nicht programmieren, die werden erst mit der Zeit welche. Bei "Strada del Sole" hat ein Kulturjournalist damals geschrieben: "Fendrich versteht es nicht, mit intellektueller Schärfe die Probleme der Zeit zu erkennen." Heute sagen manche Kritiker: "Jetzt is er depressiv geworden." Oder: "Singen S' doch was Nettes – so wie früher!"
"Krone": Was wurde aus Ihrer Schauspielkarriere?
Fendrich: Mit dem Peter Weck würd ich gern wieder drehen! Sonst wurde mir letztes Jahr eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung angeboten. Ich hätt' einen Grafen spielen sollen, der musiziert. Das hat aber terminlich nicht gepasst.
"Krone": Sie sagen auch selbst, Sie sind ruhiger und glücklicher als früher. Ist das auch ein Verdienst Ihrer Managerin Agnes Rehling, die Sie seit Ihrem Tiefpunkt betreut?
Fendrich: Agnes hat mich wieder auf den Boden geholt. Sie ist die erste Frau, auf die ich wirklich höre. Agnes hat nicht nur Einfluss auf mein Geschäft, sondern auch auf meine Seele. Sie reduziert immer alles auf das Wesentliche und stellt die richtigen Fragen.
"Krone": Sie haben eine Jugendstilvilla in Purkersdorf gekauft. Kehren Sie heim?
Fendrich: Die ist jetzt nicht nur Wohnsitz, sondern auch Geldanlage und ein kreatives Bauprojekt mit etwas Sentimentalität: Purkersdorf ist ja die A3-Geburtsstätte! Mich zieht es immer weiter. Da halte ich es mit Hesse: "Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten – Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginn." Ich bin noch lange nicht angekommen. Denn dann wäre ich ja am Ende.
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