Kassen-, Reservierungs-, elektronisches Schlüsselsystem: alles lahmgelegt! Viermal wurde das Hotel Jägerwirt auf der Turrach von Internet-Erpressern heimgesucht. Eines von vielen Opfern: Cyber-Attacken sind in der Steiermark mittlerweile gang und gäbe. Der geschätzte Schaden beträgt eine Milliarde Euro pro Jahr!
Pünktlich zum Start in die Wintersaison griffen die Hacker - vermutlich durch eine falsche Handyrechnung, die per Mail verschickt wurde - auf den Zentralrechner des Hotels zu und verschlüsselten alle Daten. Die Forderung: gut 1500 Euro, um das System wiederherzustellen. "Wir mussten in den sauren Apfel beißen und bezahlen. Wir waren mit 180 Gästen völlig ausgebucht, und die Urlauber kamen nicht mehr in ihre abgesperrten Zimmer", berichtet der Hotelier Christoph Brandstätter.
Mittlerweile wurde neue Hardware und bessere Sicherheitssoftware installiert. Mit Erfolg, beim jüngsten Cyberangriff konnten die Täter nur noch ein paar Dateien verschlüsseln.
"Dunkelziffer dürfte noch höher sein"
Der Jägerwirt dürfte ein mehr oder weniger zufälliges Opfer sein. "In den meisten Fällen werden Schadprogramme willkürlich an viele Empfänger geschickt. Man probiert einfach, wo man Zugriff bekommt", erzählt der Grazer IT-Berater Dominic Neumann. Gezielte Attacken und Erpressungen - bis hin in Richtung Industriespionage - gibt’s eher bei größeren Unternehmen, die in der Regel allerdings besser geschützt sind.
Insgesamt nimmt die Zahl der Angriffe aus dem Internet laut Neumann stark zu, sowohl auf Privatpersonen als auch auf Betriebe. Mittlerweile soll alleine in der Steiermark der Schaden bei etwa einer Milliarde Euro im Jahr liegen. "Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein", meint Neumann. Die meisten betroffenen Firmen würden nämlich den geforderten Betrag bezahlen und aus Imagegründen den Ball flachhalten. Nur wenige, wie im Vorjahr die Grazer Uhren- und Schmuckfirma Pachleitner, gehen an die Öffentlichkeit.
Zurück zu den guten alten Schlüsseln
Auch Hotelier Brandstätter, der von einem Gesamtschaden von über 10.000 € spricht, hat diesen Weg gewählt. Und er geht bewusst einen Schritt zurück: Die Türen werden wieder auf normale Schlösser und Schlüssel rückgerüstet…
Jakob Traby und Christian Spitzer, Kronen Zeitung
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