Murkraftwerk in Graz

“Das ist eine Panikmache der Aktivisten!”

Steiermark
09.02.2017 16:29

Die Gegner des Murkraftwerks erheben schwere Vorwürfe: Die aktuellen Rodungen seien illegal, Tiere würden leiden, es gebe brutale Übergriffe gegen die Aktivisten. Wir haben den Vorstandssprecher der Energie Steiermark, Christian Purrer, mit den Vorwürfen konfrontiert. Er weist sie ganz entschieden zurück.

Die Kraftwerksgegner behaupten, dass die aktuellen Rodungen illegal seien.

Christian Purrer:"Das stimmt absolut nicht! Wir haben alle Genehmigungen, und zwar durch alle Instanzen. In der Umweltverträglichkeitsprüfung ist eine ökologische Bauaufsicht vorgeschrieben, und die ist auch jetzt bei den Rodungsarbeiten vor Ort. Es wird auf jedes Detail geachtet, wir arbeiten peinlich genau. Gäbe es Verfehlungen, wäre die Bauaufsicht eingeschritten. Wir wollen ein Kraftwerk, das, wie zum Beispiel in Gössendorf, eine Verbesserung der ökologischen Situation bringt, keine Verschlechterung. Wir halten alle gesetzlichen Vorgaben ein, haben aus älteren Projekten viel gelernt."

Die Kraftwerksgegner werfen der Energie Steiermark vor, dass sie mittels Security brutal gegen die Aktivisten vorgehen würde.

"Das ist eine Panikmache der Aktivisten. Wir wenden keine Gewalt an. Unsere Security ist entsprechend geschult. Unsere Vorgabe ist es, erst das Gespräch mit den Aktivisten zu suchen, sie zu überzeugen. Und das ist bislang gelungen. Die Aktivisten haben auf unserem Grundstück ein Camp errichtet. Das ist rechtlich nicht in Ordnung, denn wir müssen natürlich die Baustelle sichern."

Harsche Kritik kommt von Tierschützern. Die sehen die Tierwelt massiv in Gefahr.

"Die Rodungsarbeiten wurden in der Umweltverträglichkeitsprüfung in genau vorgebenen Zeitfenstern festgelegt. Dies dient vor allem dem Schutz der Jungtiere. Große Baumhöhlen werden auf Kleinsäuger wie Igel, Hasen, Eichkätzchen, die sich im Winterschlaf befinden könnten, untersucht. Tiere werden geborgen. Unsere Ökologen sind zum Schutz der Wildtiere ständig auf der Baustelle. Außerdem sind externe Ökologen zur Überwachung vor Ort."

Tierschützer sagen aber, dass zum Beispiel die Jungtiere von Eichkätzchen und Feldhasen durch die Rodungen sterben würden. Und die Eltern würden kein Futter mehr finden, weil die Bäume mit den Futtervorräten geschlägert werden.

"Wir sind doch keine Feldhasenmörder. Es gibt derzeit noch keine Jungtiere, die Temperaturen der letzten Wochen lagen weit unter dem Gefrierpunkt. Die Paarungszeit und Aufzucht der Jungen ist erst im Frühjahr. Und außerhalb des Baufeldes gibt es genügend Futter. Die Bauzäune sind so konstruiert, dass die Tiere die Möglichkeit haben, von der Baustelle in nicht betroffene Bereiche zu gelangen."

Was sind die nächsten Schritte?

"Die Rodungen sind zu 80 Prozent fertig. Wir arbeiten jetzt das Holz auf, dann bereiten wir die Umleitung der Mur über die Olympiawiese vor. Die beginnt im Sommer. Dann startet auch der eigentliche Kraftwerksbau."

Ihre Familie musste nach Drohungen eines Murkraftwerksgegners das Haus verlassen?

"Es wurde ja nicht nur meine Familie bedroht, auch Politiker, die für das Kraftwerksprojekt sind, waren dem ausgesetzt. Es ist unfair, wenn Familienangehörige hineingezogen werden. Ich bin sehr froh, dass der Mann jetzt gefasst ist. Mir ist es ein Anliegen, dass sich die Aktivisten von solchen Auswüchsen deutlich distanzieren."

Wie schaut es eigentlich mit dem Einstieg des Verbund ins Projekt Murkraftwerk aus?

"Aus meiner Sicht wird in den nächsten Tagen entschieden, wir klären die letzten Details."

Zu wie viel Prozent will sich der Verbund beteiligen?

"Bis zu 25,1 Prozent und zwar in zwei Schritten, wie es derzeit aussieht. Wir hätten dann gemeinsam mit der Energie Graz 51 Prozent, was gut ist, weil die Anteile in steirischer Hand bleiben. Wir verhandeln zudem noch mit der Wien Energie und der Porr über einen Einstieg. Es gibt aber noch viele andere Interessenten. Haben Sie bitte Verständnis, dass ich diesbezüglich noch nicht über Details reden kann."

Interview: Gerald Richter

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