Die rechtspopulistische AfD hat den deutschen Nationalspieler Jerome Boateng übel beleidigt. Der stellvertretende Vorsitzende Alexander Gauland sorgt mit seinen Sagern in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" für Empörung.
Der in Berlin geborene und aufgewachsene Boateng, der einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter hat, werde zwar als Spieler in der deutschen Nationalmannschaft geschätzt, doch das bedeute nicht, dass er nicht als fremd empfunden werde. Gauland: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."
Der Politiker sagte, unter den AfD-Anhängern gebe es die Sorge, "dass eine uns fremde Religion sehr viel prägender ist als unsere abendländische Tradition". Und diese große Zahl der Fremden komme nun einmal aus Regionen, in denen vor allem Muslime lebten.
Boateng ist allerdings nicht Muslim, sondern gläubiger Christ...
Boateng erster farbiger Teamkapitän?
Auf seinen linken Unterarm hat Boateng die Gottesmutter Maria tätowiert, auf den rechten Oberarm ein Kreuz. "Weil ich Christ bin", hatte der 27 Jahre alte Fußballer das vor einigen Jahren begründet. "Ich lasse mir nur Tattoos machen, die für mich eine Bedeutung haben." Im vergangenen Jahr hatte Boateng in einem Interview mit der "FAZ" gesagt, er könne sich vorstellen, Kapitän der Nationalmannschaft zu werden. "Als erster farbiger Kapitän wäre das mit Blick auf die Integration auch ein starkes Zeichen nach außen, auf das ich sehr stolz wäre."
DFB-Boss: "Einfach geschmacklos"
Der Präsident des deutschen Fußballbundes, Reinhard Grindel, reagierte scharf auf die Äußerung Gaulands. Es sei " einfach geschmacklos", die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft "für politische Parolen zu missbrauchen. Millionen Menschen lieben die Nationalmannschaft, weil sie so ist, wie sie ist", sagte Grindel. Boateng sei "ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich übrigens auch gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche ein Vorbild ist".
Auch der Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, kritisierte Gaulands Sager. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine."
Gauland rudert zurück: "Nur Einstellung mancher Menschen beschrieben"
Sonntagmittag erklärte Gauland, dass er Boateng nicht beleidigt habe. "Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten." Er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch "die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind".
Pegida-Hetze wegen Kinderschokolade
Erst vor wenigen Tagen war dem Weltmeister Fremdenhass entgegengeschlagen. Anlässlich der EURO 2016 wirbt Ferrero derzeit mit Kinderfotos von Nationalspielern auf der Verpackung ihrer Kinderschokolade. Mit dabei ist auch Boateng. Anhänger des islamfeindlichen Pegida-Bündnisses hetzten im Internet gegen diese Werbung.
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