Groteskes 2:2

Kroaten schenken “klinisch toten” Tschechen Remis!

Sport
17.06.2016 19:59

Es gibt einfach kaum Partien bei der Fußball-Europameisterschaft 2016, die relativ klar und vor allem relativ FRÜH entschieden werden - Kroatien hat’s mit dem 2:2 gegen Tschechien jedenfalls bewiesen, dass auch eine 2:0-Führung und eine drückende Dominanz keine Garantie sind, um am Ende als Gewinner vom Platz zu gehen. Schien die Partie nach Toren von Ivan Perisic (37.) und Ivan Rakitic (59.) bereits für die Balkan-Kicker "eingetütet" zu sein, schafften die Tschechen dank Milan Skoda (76.) und Tomas Necid (94.) doch noch den sensationellen Ausgleich - der in der Endabrechnung von Gruppe D noch viel wert sein kann. Eine unrühmliche Rolle spielten dabei allerdings wohl auch die kroatischen Fans…

Abgesehen vom rein musikalischen Eindruck gab es bereits während der Intonation der kroatischen Hymne unmittelbar vor dem Anpfiff den ersten Gänsehaut-Moment der Partie Kroatiens gegen Tschechien: Rekordteamspieler und Kapitän Darijo Srna, dessen Vater vor wenigen Tagen verstorben war, konnte seine Emotionen irgendwann nicht mehr zurückhalten und er begann herzhaft zu weinen. Berührend!

Tschechiens Goalie-Legende Petr Cech war von Srnas Tränen offenbar auch nach wenigen Minuten noch so beeindruckt, dass er darüber vorerst auf seine Aufgaben vergaß: Doch der kroatische Eckball, der auf einen von ihm lediglich "rasierten" Rückpass folgte, und auch der darauf folgende, den er mit einer unsicheren Abwehr über die Latte "verursacht" hatte, brachten für die dominant in die Partie gegangenen "Kockasti" (die Karierten) allerdings nichts ein. Juventus-Stürmer Mario Mandzukic (2.) wurde zudem im Fünfer von einem hohen Ball über links überrascht - von seiner Brust kullerte die Kugel knapp neben dem Gehäuse ins Tor-Out.

(Bild: AP)

Kroatien startet überlegen - und bleibt überlegen
Nach fünf Minuten hatten die Burschen von Teamchef Pavel Vrba einmal genug davon, sich von den Kroaten einschnüren und vorführen zu lassen, mit "freundlicher" Unterstützung von Vedran Corluka, der einen Freistoß von Tschechen-Altstar Tomas Rosicky nicht unriskant auf seinen Goalie Danijel Subasic zurückköpfelte. Freilich: An der Feldüberlegenheit der Kroaten änderte sich dadurch zwar nichts, aber weder Milan Badelj (8./Weitschuss daneben) noch Ivan Perisic (10./gegen Cech zu spät), Mandzukic (20./köpfelte Cech nach dessen Unsicherheit ins Gesicht) dann noch einmal Perisic (21./verpasste Mandzukic-Querpass mitten im Strafraum nur um Millimeter) ließen die Abertausenden Fans der Kroaten in ekstatischen Torjubel ausbrechen. Luka Modric und Co. blieben allerdings auch in der Folge am Drücker, ein Perisic-Schuss  (25./geblockt), ein Dreierblock an Eckbällen (27.) sowie Aktionen von Mandzukic (30.) und Ivan Rakitic (36.) brachten jedoch nichts ein.

(Bild: AP)

Überragender Perisic bringt Kroatien verdient in Führung
Wie es bis zu diesem Zeitpunkt noch 0:0 stehen konnte, wussten wohl nicht einmal die Tschechen, die mit keiner einzigen gefährlichen Offensivtat "anschreiben" durften. Allerdings hatten sie das Schicksal nun endgültig zu oft und zu lange herausgefordert: Nach einer Balleroberung des kroatischen Fiorentina-Kickers Badelj ging es Rosicky und Co. im Rückwärtsgang viel zu rasant, schneller Pass auf den überragenden Perisic und der profitierte dann von der Teilnahmslosigkeit seines Gegenspielers Tomas Sivok, der ihn nach einem kurzen Antritt unbedrängt rechts ins tschechische Gehäuse einschießen ließ. Cech, der bisher nicht übertrieben sicher gewirkt hatte, war bei diesem Treffer chancenlos! Dass die Tschechen nicht sogar mit 0:2 in die Pause gehen mussten, hatten sie dann noch eher einem Missverständnis zweier Kroaten bei einem Schussversuch nach einer Freistoßflanke (42.) zu verdanken, als ihrem eigenen Defensivverhalten.

(Bild: AFP)

Rakitic stellt per Traum-Lupfer auf 2:0 für Kroatien
Spielhälfte zwei begann, wie die erste geendet hatte - und zuvor über weite Strecken verlaufen war: Kroatien dominierte und Tschechien musste Ball und Gegenspielern immer wieder nachlaufen. Die Mannen von Coach Vrba standen nun zwar generell etwas höher und versuchten auch etwas früher zu attackieren, aber an der Charakteristik des Spiels änderte das nichts. Zumindest brachte Ladislav Krejci (52.) mit dem Rücken zum Tor stehend endlich einmal einen gefährlicheren Ball in Richtung Subasic - sonderlich Blutdruck-erhöhend war dieser Versuch für den kroatischen Goalie aber wohl nicht. Die Kroaten machten es schließlich besser: Rakitic, der bereits in zwei guten Aktionen mitgewirkt hatte (46./Weitschuss, 50./etwas zu steiler Pass auf Perisic) profitierte von einem Aufbaufehler von Roman Hubnik sowie der darauf folgenden schnellen Reaktion Marcelo Brozovics per Zuckerpass und schloss mittels eines genialen Lupfers über Cech zum absolut verdienten 2:0 für Kroatien ab (59.).

(Bild: AFP)

Kroatien verpasst Entscheidung, Tschechien schafft 1:2
Was sollte nun eigentlich noch für die Kroaten schiefgehen? Nichts, aber auch schon rein gar nichts, sprach zu diesem Zeitpunkt noch für Tschechien - vielmehr stand nun eine ernsthafte Abfuhr für Cech, Rosicky und Co. im Raum. Mandzukic (63.), Rakitic (64.), noch einmal Mandzukic (66./nach Hubnik-Horrorpatzer) und dann ebenfalls noch einmal Rakitic (72./Freistoß daneben) ließen allerdings zum Teil hochkarätige Chancen auf das 3:0 für Kroatien aus. Völlig aus dem Nichts dann das 1:2 für Tschechien: Rosicky schüttelte einen perfekten Flankenball aus seinem nicht mehr ganz taufrischen Fuß und in der Mitte köpfelte der eingewechselte Slavia-Prag-Stürmer Milan Skoda zum völlig überraschenden Anschlusstreffer ein.

(Bild: APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES)

Gegen nun plötzlich aus ihrem Zustand des fußballerischen "klinischen Todes" aufgeweckte Tschechen hatten zwar Perisic (79., 85.), Brozovic (80.) sowie Domagoj Vida (86./Kopfball) noch einmal gute Chancen, doch dann brachten ausgerechnet die Fans der führenden Kroaten (!) das Spiel zum Kippen - aus völlig unerfindlichen Gründen warfen die Nicht-Fans zahlreiche pyrotechnische Gegenstände aufs Spielfeld, Schiri Mark Clattenburg musste kurz unterbrechen - mehr Infos zu diesem Zwischenfall können Sie HIER nachlesen! Resultat dieser Störaktion der kroatischen Fans: Ihre Mannschaft war nun völlig von der Rolle und kassierte im Anschluss an einen ordentlichen Kuddelmuddel im eigenen Strafraum nach einem Handspiel von Domagoj Vida per Elfer den völlig überraschenden Ausgleich durch Tomas Necid (94.).

Hier sehen Sie die Randale der kroatischen Fans im Video!

Das Ergebnis:
Tschechien - Kroatien 2:2 (0:1)
St. Etienne, Stade Geoffroy Guichard, SR Clattenburg (ENG)
Torfolge: 0:1 (37.) Perisic, 0:2 (59.) Rakitic, 1:2 (76.) Skoda, 2:2 (94.) Necid (Handselfmeter)
Gelbe Karten: Sivok bzw. Badelj, Brozovic, Vida
Tschechien: Cech - Kaderabek, Hubnik, Sivok, Limbersky - Plasil (86. Necid) - Rosicky, Skalak (67. Sural), Krejci, Darida - Lafata (67. Skoda)
Kroatien: Subasic - Srna, Corluka, Vida, Strinic (98. Vrsaljko) - Badelj, Modric (62. Kovacic) - Brozovic, Rakitic (97. Schildenfeld), Perisic - Mandzukic

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(Bild: KMM)



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