Europa unter Schock
Blutbad mit Lkw in Berlin: Das war die Terrornacht
Der Terror ist in der deutschen Hauptstadt angekommen: Ein Lkw ist am Montagabend in eine Menschenmenge an einem Berliner Weihnachtsmarkt im Stadtteil Charlottenburg gerast, es gibt mindestens zwölf Tote und 48 zum Teil schwer Verletzte. Der Laster fuhr auf einem Gehweg ungebremst in die Besucher - laut Polizei vorsätzlich. Ganz Europa steht ob der grausamen Szenen unter Schock. Das war die Terrornacht von Berlin:
- 13:20 Uhr: Laut der "Welt" ist der Festgenommene nicht der Berlin-Täter! Der wahre Täter soll noch auf der Flucht und bewaffnet sein. Weitere Entwicklungen lesen Sie bitte in dieser Geschichte: Berlin-Täter noch auf der Flucht?
- 12:32 Uhr: Es dürften keine Österreicher unter den Toten oder Verletzten des schrecklichen Anschlags sein. Zumindest sagte Thomas Schnöll, der Sprecher des Außenministeriums, dass es derzeit keine dahin gehenden Hinweise gebe.
- 11:55 Uhr: Der 23-jährige Verdächtige streitet die Tat bisher ab, berichtete n-tv.
- 11:50 Uhr: Ein Video zeigt, wie die Spurensicherung den Todes-Lkw abschleppt.
10:51 Uhr: Die österreichischen Sicherheitskräfte werden bis 9. Jänner in verstärkte Alarmbereitschaft versetzt, kündigte Innenminister Wolfgang Sobotka an. Demnach gibt es aber keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung.
Die schrecklichen Ereignisse von Montagabend:
Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr laut Polizei gegen 20 Uhr auf einer Strecke von bis zu 80 Metern mit hoher Geschwindigkeit über den Markt und zerstörte dabei mehrere Stände. Polizei und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort, der Schauplatz wurde großräumig abgeriegelt. Reporter berichteten von erschütternden Szenen: Verletzte seien neben bzw. unter dem Lastwagen gelegen. Passanten hätten außerdem von einem lauten Knall gesprochen.
Die Szenen nach dem Anschlag im Video:
Ein Video zeigt den Rettungseinsatz von oben:
Festgenommener als Flüchtling eingereist, Beifahrer tot
Ein Verdächtiger - der Fahrer, der nach der Tat zunächst flüchten konnte - wurde festgenommen, ein weiterer Mann ist tot. Es soll sich bei dem Festgenommenen um einen Pakistaner handeln, der den Ermittlern laut "Tagesspiegel" bekannt gewesen sei - allerdings nicht wegen Terrorverdachts, sondern wegen kleinerer Delikte. Er soll als Flüchtling über Österreich nach Deutschland eingereist sein. Der Mann war nach der Todesfahrt geflüchtet, wurde aber von einem Zeugen verfolgt, der der Polizei ständig die Position des Verdächtigen durchgab.
Über die Todesursache jenes Mannes, der als Beifahrer im Terror-Lkw saß, wurden vorerst keine Angaben gemacht. Seine Staatsbürgerschaft ist mittlerweile geklärt - es soll sich laut Polizei um einen Polen handeln.
Speditionschef: "Kann für Fahrer meine Hand ins Feuer legen"
Der Terror-Lastwagen gehörte einer polnischen Spedition. Der Eigentümer Ariel Zurawski sagte am Montagabend dem Sender TVN 24, der Fahrer sei seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Der Mann sei sein Cousin, er könne für ihn seine Hand ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. "Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Ich bürge für ihn", sagte der Firmenchef. "Es kann einfach nicht mein Fahrer gewesen sein. Ihm muss etwas angetan worden sein", mutmaßte er. Die Berliner Polizei geht dem Verdacht nach, dass das Schwerfahrzeug auf einer polnischen Baustelle gestohlen wurde.
"Der Berliner Weihnachtsanschlag ist Islam"
Die Polizei sprach von einem "verheerenden Bild vor Ort" - ein Eindruck, der durch dieses auf Twitter veröffentlichte Video untermauert wird, das mit dem Handy direkt am Tatort aufgenommen wurde. Wer es gemacht hat, ist nicht bekannt. Es ist zu hören, wie Arabisch gesprochen wird. In dem Tweet auf einem erst am Montag eröffneten Twitteraccount heißt es: "Ich werde Terror in den Herzen jener verbreiten, die nicht glauben, und ihre Köpfe abschneiden. Koran 8:12. Der Berliner Weihnachtsanschlag ist Islam."
Polizei: "Ermittler gehen von Vorsatz aus"
Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere sagte zu Mitternacht, vieles deute auf einen Anschlag hin. Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger erklärte: "Nach allem, was wir wissen, müssen wir von einem Terroranschlag ausgehen." Die Polizei twitterte Dienstagfrüh: "Unsere Ermittler gehen davon aus, dass der Lkw vorsätzlich in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am #Breitscheidplatz gesteuert wurde."
Für Berliner und Besucher der Stadt bestehe keine Gefahr mehr, hieß es noch in der Nacht. Nur wenige Stunden zuvor hatte die Berliner Polizei die Bevölkerung aufgefordert, zu Hause zu bleiben und keine Gerüchte zu verbreiten. Man arbeite auf Hochtouren.
Sobotka: "Europa wird mehr denn je zusammenhalten"
Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka verurteilte den Anschlag "auf das Schärfste". Wer auch immer dahinterstecke, eines sei sicher: "Europa wird mehr denn je zusammenhalten, um Angriffe auf unsere Gesellschaft zu verhindern." Bundeskanzler Christian Kern twitterte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen:
Wohl keine Opfer aus Österreich
Das Außenministerium teilte am späten Abend mit, keine Hinweise auf österreichische Opfer zu haben. Zum jetzigen Zeitpunkt könne dies jedoch auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, so Sprecher Peter Guschelbauer. In der österreichischen Botschaft in Berlin sei ein Krisenstab eingerichtet worden, der mit den lokalen Behörden in Kontakt stehe.
Video: Zeuge schildert Szenen am Breitscheidplatz
Erinnerungen an Nizza
Die Geschehnisse wecken furchtbare Erinnerungen an das Attentat von Nizza, bei dem am französischen Nationalfeiertag am 14. Juli bei einer ähnlichen Attacke 86 Menschen getötet worden waren.
Der Bürgermeister von Nizza verglich die Tat mit der Todesfahrt eines Lkw-Fahrers in Südfrankreich. "Gleiche Vorgehensweise. Gleiche blinde Gewalt. Gleicher Hass auf glückliche Menschen", schrieb Philippe Pradal von der republikanischen Partei in der Nacht zum Dienstag auf Twitter.
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