In Frankreich

“Burkini-Tag” in Badeanstalt lässt Wogen hochgehen

Ausland
04.08.2016 14:04

In Frankreich ist eine neue Debatte um die Verhüllung muslimischer Frauen losgetreten worden. Stein des Anstoßes ist eine Aktivistengruppe, die im September in einer Badeanstalt in der Stadt Marseille einen "Burkini-Tag" für muslimische Frauen veranstaltet, an dem nur Ganzkörperbadeanzüge zugelassen sind. Die Politik zeigt sich darüber empört.

"Die Teilnehmerinnen müssen von der Brust bis zu den Knien bedeckt sein", sagte der Hauptorganisator gegenüber dem britischen Sender BBC. Ihm zufolge dürfen Männer am "Burkini-Tag", der am 17. September stattfinden soll, nicht teilnehmen. Die Organisatoren wollen damit erreichen, "dass sich muslimische Frauen unserer Gruppe anschließen und so merken, dass sie nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden".

"Muslime wollen sich außerhalb unserer Gesellschaft stellen"
Die örtliche Politik zeigt sich jedoch alles andere erfreut über den "Burkini-Tag". "Diese islamistische Aktion zeigt, dass offenbar eine bestimmte Anzahl von Muslimen unsere geltenden Gesetze brechen und sich außerhalb unserer Gesellschaft stellen will", sagte Stephane Ravier, der Bezirksbürgermeister von Nord-Marseille, gegenüber der BBC. Er gehört der rechtspopulistischen Partei Front National von Marine Le Pen an.

Der Burkini ist ein Ganzkörperbadekostüm aus langer Hose, Tunika und schleierartiger Kopfbedeckung aus Kunstfaser, das nur Gesicht, Hände und Füße freilässt und strenggläubigen Musliminnen (die aus Glaubensgründen die Evolution der Badekultur nicht nachvollziehen können) ungetrübte Badefreuden ermöglichen soll. Erdacht hatte es vor einigen Jahren die Australierin libanesischer Abkunft, Aheda Zanetti.

(Bild: APA/AFP/MARKS AND SPENCER/HANDOUT)

"Tragen religiöser Zeichen" in Frankreich verboten
In Frankreich ist das "öffentliche Tragen religiöser Zeichen" per Gesetz verboten. Das islamische Kopftuch wurde bereits 2004 aus dem öffentlichen Dienst und gewissen Schulen verbannt, die Burka 2010. Ein Verbot von islamistischer Mode wie Burkinis - eine Wortschöpfung aus Burka und Bikini - gibt es jedoch (noch) nicht.

Ministerin will auch muslimische Mode verbieten
Geht es nach den Plänen der Sozialistin Laurence Rossignol, der französischen Ministerin für Familie, Kinder und Frauenrechte, sollen aber auch bald Modelabels für muslimische Kleidung verboten werden. Sie empörte sich in der Vergangenheit mehrmals über große Modefirmen wie Marks & Spencer, Mango und Uniqlo, die Kleidung für praktizierende Musliminnen anbieten, etwa den Burkini.

"Unverantwortlich" sei das von den Herstellern, wetterte die Ministerin: "Sie entziehen sich ihrer sozialen Verantwortung und werben in gewisser Weise für ein Einsperren des weiblichen Körpers." Hinter solchen Auseinandersetzungen steht die Sorge, junge Muslime könnten sich von der Gesellschaft abkapseln - und in einer geschlossenen Gemeinschaft radikalisieren. Gerade nach den Anschlägen von Paris und Brüssel liegen die Nerven blank.

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