Waffenruhe beendet
Caritas: Bereits 470.000 Tote im Syrien-Krieg
Der Krieg in Syrien hat laut Caritas bereits mindestens 470.000 Todesopfer gefordert. Wie der Nahost-Experte der Organisation, Stefan Maier, am Montag im Rahmen der Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient in Salzburg sagte, seien 400.000 Personen unmittelbar durch Kampfhandlungen gestorben, weitere 70.000, weil es im Land keine ausreichende medizinische Versorgung mehr gebe. Unterdessen lief am Montag die von Russland und den USA ausgehandelte Waffenruhe aus, ohne dass eine Verlängerung bekannt gegeben wurde.
Zunächst sagten Rebellenvertreter der Nachrichtenagentur Reuters, die Waffenruhe sei faktisch gescheitert. Damit deutete sich an, dass auch Hilfslieferungen für Aleppo die belagerte Stadt nicht erreichen würden. Kurz darauf erklärte auch die syrische Armee das Ende der Waffenruhe. "Terroristische Gruppen" - gemeint sind damit alle Rebellen im Land - hätten sich nicht an die Bedingungen des Waffenstillstandes gehalten, hieß es zur Begründung. Die Rebellen hätten die siebentägige Feuerpause 300-mal verletzt und die Zeit genutzt, um sich neu zu bewaffnen.
Dutzende syrische Soldaten bei US-Luftangriff gestorben
Die USA und Russland hatten sich vor etwa einer Woche auf ein Ende der Kämpfe in dem seit mehr als fünf Jahren anhaltenden Bürgerkrieg verständigt. Dies galt als Chance zur Versorgung der Bevölkerung und für Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden. Die Friedensbemühungen wurden jedoch von einem US-geführten Angriff belastet, bei dem Dutzende syrische Soldaten ums Leben kamen.
Hilfslieferungen stecken an türkisch-syrischer Grenze fest
Während der Feuerpause sollten zwei Konvois Hilfsgüter nach Aleppo bringen, wo im Osten der Stadt bis zu 275.000 Menschen von der Versorgung abgeschnitten sind. Die Lastwagen hängen jedoch an der türkisch-syrischen Grenze fest. Der für humanitäre Hilfe zuständige UNO-Vertreter Stephen O'Brian zeigte sich am Montag enttäuscht: Es schmerze ihn, dass die Hilfe ihr Ziel nicht erreicht habe. Der UNO zufolge hat die syrische Regierung weder Sicherheitsgarantien gegeben noch Genehmigungen für eine Weiterreise erteilt.
Lebenserwartung sank um 15 Jahre
Es gibt also nach wie vor keine allzu große Hoffnung auf Frieden für die geschundene Bevölkerung Syriens. Laut Caritas sei zwischen 2010 und 2015 die durchschnittliche Lebenserwartung der Syrer von 70,5 auf 55,4 Jahre gesunken. Die Lebensbedingungen der syrischen Flüchtlinge seien katastrophal, Nahost-Experte Maier sprach von einer "verlorenen Generation", von Millionen Kindern ohne ausreichende Bildungsmöglichkeiten. Die Caritas bemühe sich daher in ihren Hilfsprogrammen inzwischen vor allem, Flüchtlingskindern den Schulbesuch zu ermöglichen.
Allein die Türkei habe 2,7 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Sie sei damit weltweit das Land mit den meisten aufgenommen Flüchtlingen. Im Libanon gebe es mehr als eine Million offiziell registrierte syrische Flüchtlinge, die Dunkelziffer werde von Experten und Behörden auf bis zu zwei Millionen geschätzt. Der Libanon sei daher mit einer eigenen Bevölkerung von rund vier Millionen Menschen jenes Land, das weltweit mit Abstand die höchste Flüchtlingsbelastung trage.
Die Lage in Syrien sei so schlimm, dass rund 250.000 Menschen sogar im selbst vom Krieg gebeutelten Irak Zuflucht gesucht hätten, so Maier. Auch Jordanien habe mit etwa 660.000 Flüchtlingen eine enorme Belastung zu tragen.
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