Nach Berlin-Anschlag
Deutsche Weihnachtsmärkte rüsten sich gegen Terror
Nach dem blutigen Anschlag in Berlin hat die Polizei vielerorts in Deutschland die Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten verstärkt. Keine 24 Stunden nach der Bluttat mit zwölf Toten wurden in mehreren Städten Zufahrten an bestimmten großen Weihnachtsmärkten mit Betonpollern versperrt. Zu den verschärften Maßnahmen gehören auch Durchfahrtsverbote für Lkws, Polizeiautos, die Zufahrtswege versperren sollen, und eine Aufrüstung der Polizisten mit Maschinenpistolen.
In der deutschen Bundeshauptstadt blieben am Tag nach der Bluttat mit zwölf Toten die Weihnachtsmärkte geschlossen. Berlins Innensenator Andreas Geisel hatte die Betreiber der Märkte darum gebeten, die Läden aus Rücksicht auf die Opfer und ihre Angehörigen am Dienstag geschlossen zu lassen.
Die Weihnachtsmärkte hielten sich an diese Empfehlung - mit einer Ausnahme. Doch auch am Lucia Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg, der in Absprache mit der Polizei fortgeführt wurde, wurde laut den Veranstaltern aus Respekt und Anteilnahme keine Musik gespielt.
Der Schauplatz des Anschlags, der Berliner Breitscheidplatz, bleibt auch am Mittwoch weiträumig abgeriegelt. Die Polizei begründete diesen Schritt am Dienstagabend mit der andauernden Ermittlungsarbeit des Landeskriminalamtes.
"Können Weihnachtsmärkte nicht zu Burgen ausbauen"
"Wir können Weihnachtsmärkte nicht zu Burgen ausbauen", sagte der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt am Tag nach dem blutigen Anschlag. Journalisten hatten ihn gefragt, warum der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche nicht schon im Vorfeld mit Beton-Begrenzungen gesichert worden war. Doch nach der Bluttat wurde dann in vielen deutschen Städten eiligst damit begonnen, die Weihnachtsmärkte verstärkt gegen den Terror zu rüsten.
So wurden in Erfurt, der Landeshauptstadt von Thüringen, noch am Dienstag Betonpoller als Barrieren rund um den größten Weihnachtsmarkt in der Innenstadt aufgestellt. Aufnahmen zeigten Arbeiter und schwere Maschinen beim Aufstellen der Beton-Blockaden, die einen Anschlag wie in Berlin verhindern sollen.
Auch der Striezelmarkt in Dresden wurde am Dienstag mit Beton-Begrenzungen abgesichert.
Durchfahrtsverbot für Lkws in Dortmund
Zum Schutz vor Anschlägen dürfen schwere Lastwagen ab Mittwoch bis zum Jahresende nicht mehr durch die Innenstadt von Dortmund fahren. Es gebe ein abendliches Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, teilte die Stadt am späten Dienstagnachmittag mit. Entsprechende Verkehrsschilder würden aufgestellt. Das Verbot gilt innerhalb des Wallringes, der die unmittelbare City mit dem großen Weihnachtsmarkt begrenzt.
Polizeiautos als Straßensperre
Auch in Essen wurden bereits verschärfte Maßnahmen getroffen: Die Stadt will auf dem Innenstadt-Weihnachtsmarkt die Zufahrtswege mit Polizeiautos verstellen. Die Polizisten sollen aber nicht als Zielscheiben in den Wagen sitzen, sondern in der Nähe kontrollieren, hieß es. Diese Maßnahmen sind wohl eher als Abschreckung gedacht: Eine echte Sperre sei dies für große Lastwagen natürlich nicht, sagte ein Sprecher.
Auf mehreren Weihnachtsmärkten in Hessen wurden bereits zusätzliche Zufahrtssperren errichtet. Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt verstellten Polizeiautos - wie schon in den Wochen zuvor - die Zugänge, um Besucher besser kontrollieren zu können. Auch in der Ruhr-Metropole Duisburg wurden mobile Sperren an den Zufahrtstraßen errichtet.
"Waffenmäßige Aufrüstung" der Polizeistreifen
Auch in anderen deutschen Bundesländern sollen strengere Sicherheitsvorkehrungen auf den Märkten gelten. Die deutschen Innenminister hatten nach dem Anschlag die Ausweitung von Sicherheitsvorkehrungen für Silvester und andere Großveranstaltungen beschlossen. Beschlossen worden sei dabei auch, "dass alle Polizeistreifen waffenmäßig aufgerüstet werden", sagte der saarländische Ressortchef Klaus Bouillon der Deutschen Presse-Agentur. Dabei würden verstärkt Maschinenpistolen und schweres Gerät eingesetzt.
Polizei baut Präsenz mit Maschinenpistolen aus
So würden etwa an Zugängen zu Weihnachtsmärkten in Sachsen "robuste Streifen" mit Maschinenpistole und Schutzweste postiert, teilte der Innenminister des Bundeslandes mit. Auf den Märkten selbst sollen Polizisten in Zivil unterwegs sein. Auch Schleswig-Holstein kündigte an, dass die Polizei jetzt in der Öffentlichkeit sichtbar mit Maschinenpistolen Streife gehen wird. An den Marktzugängen mit Maschinenpistolen patrouillieren will auch die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern. Auf den Weihnachtsmärkten in Bayern patrouillierten bereits am Dienstag deutlich mehr Polizeibeamte und überwachten die Eingänge teilweise mit Maschinenpistolen.
Frankreich seit Terror im Vorjahr wachsamer
In Frankreich sind bereits seit den Terroranschlägen vom 13. November 2015 strenge Sicherheitsvorkehrungen bei Großveranstaltungen die Regel. So ist etwa die Straßburger Altstadt seit der Eröffnung des Weihnachtsmarktes regelrecht abgeriegelt.
Fünf der 21 Brücken, über die man normalerweise über den Kanal ins Stadtzentrum gelangt, sind komplett gesperrt. Die offenen Übergänge werden streng bewacht. Wer den Weihnachtsmarkt, der sich über mehrere Gassen und Plätze verteilt, erreichen will, kommt an einer Taschenkontrolle nicht vorbei. Am Tag nach dem Terroranschlag in Berlin wurden Besucher gebeten, Jacken und Mäntel zu öffnen.
Auch in Marseille sichern Betonpoller die Zufahrtswege zum Weihnachtsmarkt, wie auf Aufnahmen zu sehen ist.
Verstärkte Alarmbereitschaft in Österreich bis 9. Jänner
In Österreich wurden nach dem Anschlag in Berlin die Sicherheitskräfte bis 9. Jänner in verstärkte Alarmbereitschaft versetzt. Demnach gibt es aber keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung, wie Innenminister Wolfgang Sobotka erklärte. Einen Grund, öffentliche Weihnachts- oder Silvesterfeiern zu meiden, sieht der Minister nicht. Außerdem forderte der Minister die Veranstalter auf, die Sicherheitskonzepte für Weihnachtsmärkte zu überarbeiten.
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