Mordfall Peggy K.
DNA-Spur von Neonazi Böhnhardt am Fundort entdeckt
Spektakuläre Wende im Fall Peggy K. in Deutschland: Am Fundort der Leiche des 2001 verschwundenen und getöteten Mädchens sind DNA-Spuren des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden. Wie das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth am Donnerstagabend mitteilten, befand sich der sichergestellte genetische Fingerabdruck auf einem Stoffstück, das die Größe eines Fingernagels hat.
Nach einem Abgleich von Datenbanken durch die Rechtsmedizin sei ein entsprechender Treffer gemeldet worden. Noch sei unklar, in welchem Zusammenhang die DNA-Spur Böhnhardts mit dem Tod des Mädchens steht. Am Fundort an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen seien zudem zahlreiche weitere Spurenträger sichergestellt worden, die derzeit untersucht würden.
Mädchen 2001 verschwunden, sterbliche Überreste heuer entdeckt
Die damals neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 im nordbayrischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Ihre sterblichen Überreste wurden im heurigen Juli in einem Waldstück in Thüringen nur 15 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt entdeckt. Bisher war nie eine Verbindung des Falles zur Mordserie von Böhnhardts Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gezogen worden.
Strafprozess gegen Beate Zschäpe läuft seit über drei Jahren
Die Rechtsextremisten Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe sollen laut Bundesanwaltschaft jahrelang unerkannt gemordet haben. Demnach erschoss die Gruppe zwischen 2000 und 2007 neun türkisch- und griechischstämmige Kleinunternehmer und eine Polizistin. Mundlos und Böhnhardt töteten sich im November 2011 nach einem Banküberfall in einem Wohnmobil, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. In dem ausgebrannten Wohnwagen der beiden befanden sich auch Kindersachen, deren Herkunft bis heute unklar ist. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Zschäpe als einzige Überlebende des Terror-Trios.
Forderung nach DNA-Abgleichen in anderen Mordfällen
Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben am Donnerstag entsetzt auf die Nachricht vom DNA-Fund reagiert. Die Linke-Obfrau des Ausschusses, Katharina König, forderte, nun müsse es einen Abgleich der DNA von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe mit allen ungeklärten Fällen geben, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien. Zudem sei aus ihrer Sicht derzeit völlig offen, ob der Münchner NSU-Prozess gegen Zschäpe so weitergehen könne wie bisher.
Der Münchner Rechtsanwalt Yavuz Narin sagte der Deutschen Presse-Agentur, im Umfeld des NSU seien "mehrere Personen mit Sexualstraftaten an Kindern in Erscheinung getreten". So habe einer der mutmaßlichen NSU-Waffenbeschaffer Böhnhardt des Mordes an einem neun Jahre alten Buben in Jena bezichtigt. In den Prozessakten fänden sich weitere Namen von Männern, die zum Freundeskreis Böhnhardts zählten und zu denen sich Hinweise auf Kindesmissbrauch in den Akten fänden.
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