"Neue Strategie"

Erste weibliche IS-Terrorzelle in Paris ausgehoben

Ausland
14.09.2016 06:04

Der Fund eines Autos ohne Nummerntafel, in dem sich mehrere Gasflaschen befanden, hat in der Vorwoche eine weibliche IS-Terrorzelle in Paris auffliegen lassen. Laut Medienberichten sollen alle drei Mitglieder der Gruppe Kontakte zur Terrormiliz haben und einen Anschlag auf den Eiffelturm geplant haben. Ihr Fahrzeug wurde in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame gefunden, die womöglich ebenfalls Terrorziel war. Experten sprechen schon von einer "neuen Strategie" der Dschihadisten, Frauen zu rekrutieren.

Gegen die drei mutmaßlichen Dschihadistinnen im Alter von 19, 23 und 39 Jahren, die am vergangenen Donnerstag in Paris verhaftet worden waren, wurde am Montagabend ein Verfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet.

Frauen attackierten Polizisten bei Festnahme
Die Polizei hatte die drei Frauen nach dem Fund ihres Wagens, der ohne Kennzeichen mit eingeschalteten Warnblinkern abgestellt war, gefasst. Eine der Festgenommenen, die 19-jährige Ines M., ist die Tochter des Fahrzeughalters. Sie hatte sich bei ihrer Festnahme mit einem Messer auf einen Polizisten gestürzt und wurde durch Schüsse verletzt. Sarah H. attackierte ebenfalls einen Beamten und verletzte ihn an der Schulter. Die beiden Frauen müssen sich deshalb auch wegen versuchten Mordes verantworten.

Die 29 Jahre alte Anführerin der Terrorzelle - sie soll Mutter dreier Kinder sein - war bereits Tage zuvor verhaftet worden. Sie hat angegeben, zusammen mit Ines M. vergeblich versucht zu haben, das Auto mit den Gasflaschen in die Luft zu sprengen.

In dieser Wohnung sollen die Anschlagspläne entwickelt worden sein. (Bild: APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT)
In dieser Wohnung sollen die Anschlagspläne entwickelt worden sein.

Bedrängter IS greift vermehrt auf Frauen zurück
Sicherheitsexperten bezeichneten es gegenüber französischen Medien als ungewöhnlich, dass Frauen im Zentrum der Anti-Terror-Razzia waren. Das sei eine "neue Entwicklung", denn die bisherigen Attentate in Frankreich seien ausschließlich von Männern verübt worden. Der französische Islamforscher Mathieu Guidere wertete den Einsatz von Frauen für Anschläge als neue Strategie der Terrormiliz. Der im Syrien-Krieg bedrängte IS habe Frauen zum Einsatz als "Mujahida" (Gotteskämpferinnen) aufgerufen, sagte Guidere am Wochenende der Pariser Zeitung "Le Figaro". Unzählige Frauen hätten daraufhin im Internet geantwortet: "Auch ich will eine 'Mujahida' sein."

Radikalisierte Muslima sind eine neue Gefahr in Frankreich. (Bild: AP)
Radikalisierte Muslima sind eine neue Gefahr in Frankreich.

Frankreich wird seit eineinhalb Jahren von einer beispiellosen Terrorserie erschüttert, die Hunderte Tote gefordert hat. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte mit Blick auf die Anschläge, das Land sei mit einer terroristischen Bedrohung bisher ungekannten Ausmaßes konfrontiert. "Diese Bedrohung erfordert eine unerbittliche Mobilisierung unserer Polizei- und Geheimdienste."

Innenminister Bernard Cazeneuve (Bild: APA/AFP/GUILLAUME SOUVANT)
Innenminister Bernard Cazeneuve

Premier: "Es wird neue Angriffe und unschuldige Opfer geben"
Premierminister Manuel Valls warnte am Wochenende die Franzosen vor neuen Anschlägen. "Es wird neue Angriffe geben, es wird zu unschuldigen Opfern kommen. Es gehört auch zu meiner Aufgabe, diese Wahrheit dem französischen Volk zu sagen", so Valls in einem gemeinsamen Interview des Radiosenders Europe 1 und des TV-Senders Itele. Die Bedrohungslage sei "maximal", so Valls. Polizei und Geheimdienste hätten 15.000 Menschen im Fokus, die dabei seien, sich zu radikalisieren. 1350 Personen seien von Ermittlungen betroffen und befänden sich in Haft, 293 stünden in Verdacht, in direktem Kontakt mit einer terroristischen Vereinigung zu stehen.

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