Warten auf Details

“Es ist krankhaft, was Marcel H. gemacht hat”

Ausland
10.03.2017 11:24

Nach seiner Festnahme am Donnerstagabend in seiner Heimatstadt Herne ist der mutmaßliche deutsche Kindermörder Marcel H. am Freitag erstmals einvernommen worden. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen am Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz über die Ergebnisse der Befragung des 19-Jährigen informieren. Unterdessen herrscht in der nordrhein-westfälischen Stadt nach wie vor Entsetzen über den schrecklichen Mord an dem neunjährigen Jaden sowie den Fund einer weiteren männlichen Leiche.

Was genau vorgefallen ist, weiß noch niemand. Marcel H. ist zwar gefasst, aber bevor die Hintergründe geklärt sind, kommt Herne nicht zur Ruhe. Schockiert und hilflos wartet die Bevölkerung auf Informationen.

(Bild: AFP, AP)

Leiche in Wohnung
Sedanstraße, Herne. Wohnhäuser aus der Gründerzeit ragen aus der Dunkelheit auf. Eines davon, ein hellbeiges, wird am späten Donnerstagabend von einem Scheinwerfer der Feuerwehr grell angestrahlt. Dort ist im ersten Stock etwas Schreckliches passiert: In einer Wohnung hat es einen Brand gegeben, eine männliche Leiche wurde gefunden. Anfangs war sogar von zwei Leichen die Rede gewesen. Und was alles noch schlimmer macht: Vielleicht war es kein gewöhnlicher Brand, vielleicht war es ein neues Verbrechen.

In diesem Gebäude befindet sich die Wohnung, in der eine weitere Leiche lag. (Bild: AP)
In diesem Gebäude befindet sich die Wohnung, in der eine weitere Leiche lag.
Mitarbeiter der Spurensicherung (Bild: EPA)
Mitarbeiter der Spurensicherung

"Ich bin der Gesuchte"
Denn im "Thessaloniki Grill" in der benachbarten Bismarckstraße, keine 300 Meter von dem Brandort entfernt, war gegen 20.10 Uhr Marcel H. hereingekommen - "mit schwarzen Klamotten, Regenschirm und einem Sack Zwiebeln in der Hand", wie der Inhaber der Imbissbude am Freitag gegenüber dem TV-Sender N24 sagte. "Ich bin der Gesuchte. Bitte rufen Sie die Polizei", habe der 19-Jährige gesagt.

"Er hatte keine Brille auf, ich habe ihn nicht erkannt", so Georgios Chaitidis. Er sei Marcel, habe der junge Mann in ruhigem Ton gesagt. "Welcher Marcel bist du denn?", habe der Grieche daraufhin gefragt. "Schau auf dein Tablet, mein Bild steht da." Dann habe er geklickt und gewusst, wer der Mann war, sagte der 56-Jährige. Er habe seiner Frau gesagt, sie solle die Polizei alarmieren, H. habe dann über das Telefon mit dem Beamten gesprochen. Nach fünf bis zehn Minuten seien Polizisten gekommen und hätten den Verdächtigen festgenommen.

(Bild: AP)

Bub bestialisch ermordet
Der als Einzelgänger geltende Kampfsportler steht im dringenden Verdacht, am Montagabend im Keller eines Reihenhauses in Herne seinen Nachbarsbuben Jaden mit 40 Messerstichen getötet zu haben. Anschließend verlor sich die Spur des 19-Jährigen, der sich mit seiner Tat im sogenannten Darknet, einem abgeschotteten Bereich des Internets, gebrüstet haben soll. Ein Großaufgebot an Beamten sowie Spürhunde und ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz, der am Donnerstagabend in dem Schnellimbiss endete.

(Bild: AP)

Polizei vorerst noch wortkarg
Doch schon kurz nach der Festnahme von Marcel H. wurde klar: Das war noch nicht alles. Denn der junge Mann wies die Polizisten sofort auf den Brand in der benachbarten Straße hin, wo sie in einer Wohnung eine weitere männliche Leiche entdeckten. Um wen es sich bei dem Todesopfer handelt, ist noch unklar. Ein Polizeisprecher sagte am Freitagvormittag lediglich, dass es sich um einen Mann Anfang 20 handle. Genaueres würde bei der Pressekonferenz bekannt gegeben.

"Krankhaft, was er gemacht hat"
Zahlreiche Anrainer sind geschockt und warten nun auf Details. Was empfinden sie? "Erleichterung", sagt eine 34 Jahre alte Frau am Freitagvormittag. Dann fügt sie hinzu: "Mich macht es traurig, dass es der Mörder überhaupt geschafft hat, drei Tage nicht gefunden zu werden." Eine andere Frau aus der Umgebung sagt: "Man hat Angst um die eigenen Kinder. Er hat das Leben der Eltern zerstört. Es ist krankhaft, was er gemacht hat. Es fehlen einem die Worte." Ein Mann, 44 Jahre alt, stimmt ihr zu: "Man traut sich ja schon gar nicht mehr, die Kinder alleine rauszulassen."

Kerzen, Rosen und Teddybären vor dem Haus, in dem der kleine Jaden ermordet wurde (Bild: EPA)
Kerzen, Rosen und Teddybären vor dem Haus, in dem der kleine Jaden ermordet wurde
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