Frankreich wählt

Präsident ist mächtigstes EU-Staatsoberhaupt

Ausland
07.05.2017 07:57

Präsident Emmanuel Macron oder Präsidentin Marine Le Pen - wie immer die Wahl ausgeht, der neue Präsident bzw. die neue Präsidentin Frankreichs ist das mächtigste Staatsoberhaupt der EU. Häufig ist deswegen von einem "republikanischen Monarchen" die Rede. Warum das so ist, erklären wir hier:

Seine starke Stellung verdankt er der Verfassung der 1958 gegründeten Fünften Republik, deren erster Präsident General Charles de Gaulle war. Der Staatschef wird in Frankreich seit 1965 direkt vom Volk gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Seit 2002 beträgt seine Amtszeit fünf statt wie zuvor sieben Jahre.

Geheimcodes zum Einsatz von Atomwaffen
Frankreichs Staatschef ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hat in der Verteidigungs- und Außenpolitik das Sagen. Er kann Soldaten ohne Parlamentsbeschluss in Auslandseinsätze schicken, erst bei einer Dauer von mehr als vier Monaten bedarf es der Zustimmung der Parlamentarier. Außerdem verfügt der Präsident über die Geheimcodes zum Einsatz von Atomwaffen.

(Bild: AP)

In Krisenzeiten nahezu uneingeschränkte Vollmacht
Der Staatschef ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag die übrigen Minister, leitet die wöchentlichen Kabinettssitzungen und nimmt Ernennungen für die wichtigsten Staatsämter vor. Er unterschreibt Gesetze, kann Dekrete erlassen und in bestimmten Fragen ein Referendum anordnen. In Krisenzeiten kann er den Notstandsartikel 16 anwenden, der ihm nahezu uneingeschränkte Vollmachten gibt, oder wie nach den Anschlägen vom 13. November 2015 den Ausnahmezustand verhängen.

Absetzung nur bei schweren Amtsverfehlungen
Der Staatschef ist gegenüber dem Parlament nicht verantwortlich und kann die Nationalversammlung auflösen. Durch eine 2007 beschlossene Verfassungsänderung ist er im Amt vor Strafverfolgung ausdrücklich geschützt. Das Parlament kann den Präsidenten nur bei schweren Amtsverfehlungen mit Zweidrittelmehrheit absetzen.

Siehe dazu auch die Grafik, die die Nachrichtenagentur AFP am Samstag getwittert hat:

Wenn der Premier aus einem anderen politischen Lager kommt
Die Macht des französischen Präsidenten wird jedoch eingeschränkt, wenn er keine eigene Mehrheit in der Nationalversammlung hat und der Premierminister deswegen aus einem anderen politischen Lager kommt. Eine solche "Kohabitation" gab es bereits dreimal, zuletzt 1997 bis 2002. Damals musste der konservative Staatschef Jacques Chirac mit dem sozialistischen Premierminister Lionel Jospin auskommen.

Ex-Präsident Jacques Chirac (re.) mit seinem damaligen Premier Lionel Jospin am 6. Mai 2002 (Bild: AFP)
Ex-Präsident Jacques Chirac (re.) mit seinem damaligen Premier Lionel Jospin am 6. Mai 2002

Dass es seit 2002 keine "Kohabitation" mehr gab, hat einen einfachen Grund: Seitdem wird die Nationalversammlung immer im selben Jahr gewählt wie der Präsident. Und die Franzosen haben ihrem gewählten Präsidenten seitdem immer auch eine Parlamentsmehrheit verschafft.

In der EU ist auch Frankreichs Präsident nur einer unter vielen
Die Handlungsmöglichkeiten des Präsidenten sind außerdem durch die Mitgliedschaft Frankreichs in der EU und der Eurozone beschränkt. Viele wichtige Entscheidungen werden nicht mehr auf nationaler Ebene, sondern auf EU-Ebene getroffen - und da ist der französische Präsident nur einer unter vielen.

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