Bilanz in Buch
Flüchtlingshelferin: “Nein, wir schaffen es nicht”
Seit 1999 arbeitet die deutsche Autorin Katja Schneidt ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Im Laufe ihrer Arbeit hat sie erlebt, wie wehrlos der Staat gegenüber jenen ist, die Gastfreundschaft mit einem Selbstbedienungsladen verwechseln. Ihre Enttäuschung über die Erwartungshaltung vieler Flüchtlinge und die schlechte Integrationspolitik Deutschlands hat sie in ihrem soeben erschienen Buch "Wir schaffen es nicht" dokumentiert, in dem sie eine ernüchternde Bilanz zieht und der deutschen Kanzlerin widerspricht: "Nein, Frau Merkel, wir schaffen es nicht", so ihr Tenor.
Die 45-jährige Schneidt, die sich ihre Zeit flexibel einteilen kann, hat jahrelang in Hessen ehrenamtlich Flüchtlinge, die in großer Zahl nach Deutschland kommen, bei deren ersten Schritten unterstützt, sie zu Behördengängen begleitet und Deutschkurse gegeben. Sie kann deshalb auch gut beurteilen, wie es um die Integration der Asylsuchenden bestellt ist. Und sie musste bei ihrer Arbeit feststellen, wie überfordert Politik, Verwaltung und Behörden wirklich sind.
"Euphorie ist verflogen"
"Die Euphorie zu Beginn der Flüchtlingswelle ist verflogen", schreibt sie in ihrem Buch. Das Unverständnis vieler Flüchtlinge unserer Kultur gegenüber sei groß und das monatelange Ausharren in Flüchtlingsheimen führe zu gesellschaftlicher Isolation, Gewalt und Frustration. Schneidt berichtet unter anderem von fehlenden Wohnungen und Arbeitsplätzen für Flüchtlinge und bekrittelt, dass ein Heer an freiwilligen Helfern eine durchdachte, organisierte Integrationspolitik nur unzureichend ersetzen könne.
Damit Flüchtlinge in der neuen Heimat ankommen und auch die Gesellschaft von den neuen Bürgern profitiert, müsse sich einiges ändern. Das passiere zurzeit aber nicht, so Schneidt. Ein Jahr nach Kanzlerin Angela Merkels Entscheidung, Tausende in Ungarn gestrandete Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland einreisen zu lassen, habe Deuschland mit teilweise dramatischen Folgen der "Wir schaffen das"-Politik der Kanzlerin zu kämpfen, so die Autorin.
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