Klarer Sieg
Frankreich: “Macronmania” an der Wahlurne
Die Bewegung von Präsident Emmanuel Macron hat die erste Runde der französischen Parlamentswahl klar gewonnen und nimmt Kurs auf eine absolute Mehrheit nach der Stichwahl in einer Woche. Wie das Innenministerium in Paris in der Nacht auf Montag nach Auszählung aller Stimmen bekannt gab, erhielten Macrons Bewegung "La Republique en Marche" und die Zentrumspartei MoDem zusammen 32,3 Prozent der Stimmen. Macron erhofft von der Abstimmung ein Signal für einen Aufbruch und eine klare Mehrheit im Parlament für seine Reformvorhaben.
Macron scheint alles zu gelingen - die traditionellen Volksparteien schlittern dagegen immer tiefer in die Krise. Rund 32 Prozent bekam "La Republique en Marche" zusammen mit der verbündeten Zentrumspartei MoDem. Schon das ist ein unglaublicher Erfolg für die Bewegung, die vor etwas mehr als einem Jahr wie ein politisches Start-up gegründet wurde.
Doch wahrhaft schwindelerregend sind die Berechnungen für den zweiten Wahlgang: Das Präsidentenlager kann demnach am kommenden Sonntag mehr als 400 der 577 Abgeordnetenmandate erobern - das liegt weit über der absoluten Mehrheit von 289 Sitzen.
Bevölkerung steht hinter Macrons Reformkurs
"Frankreich ist zurück", sagte Ministerpräsident Edouard Philippe im Fernsehen. Das gute Ergebnis zeige, dass die Bevölkerung hinter dem Reformkurs stehe. Der proeuropäische Politiker Macron findet mit seinen Reformvorhaben vor allem bei liberalen, gut ausgebildeten Franzosen Anklang.
Die viel zitierte "Macronmania" hat ein neues Level erreicht. Macrons Sprecher Christophe Castaner mahnte allerdings sofort, nicht die Bodenhaftung zu verlieren: "Es ist noch nichts entschieden, wir müssen mobilisiert bleiben." Doch "La Republique en Marche" hat sich mit dem ersten Wahlgang eine perfekte Ausgangsbasis geschaffen. Die Franzosen scheinen entschlossen, ihrem ehrgeizigen Präsidenten eine Chance zu geben - und die Regierungsmehrheit, die er für seine Reformpolitik braucht. Zumal Macron in seinen ersten Amtswochen eine sehr gute Figur gemacht hat.
Niederlage für konservatives Lager
Zugleich straften die Wähler am Sonntag die anderen Parteien ab. Die konservativen Republikaner hatten nach der Pleite ihres Präsidentschaftskandidaten Francois Fillon auf eine Revanche gehofft, holten laut dem offiziellen Ergebnis gemeinsam mit der Zentrumspartei UDI aber lediglich 21,6 Prozent der Stimmen.
Der rechtspopulistische Front National kam auf 13,2 Prozent, während die Linkspartei "Das unbeugsame Frankreich" elf Prozent erhielt. Die Sozialisten und verbündete linke Parteien kamen zusammen auf 9,5 Prozent, die ökologischen Parteien auf 4,3 Prozent.
Historisch schwache Wahlbeteiligung
Ein Dämpfer ist die historisch schwache Wahlbeteiligung: Die Wahlenthaltung erreichte einen Rekordwert von 51,3 Prozent. Vor fünf Jahren war die Beteiligung noch bei 57,2 Prozent gelegen. Die französischen Parlamentswahlen finden in 577 Einer-Wahlkreisen statt. In der ersten Wahlrunde ist die absolute Mehrheit zur Wahl erforderlich, in der zweiten Runde, an der nur die stärksten Bewerber teilnehmen dürfen, reicht die einfache Mehrheit.
Abstimmung von rund 50.000 Polizisten geschützt
47 Millionen Franzosen waren zur Wahl aufgerufen. Um die 577 Abgeordnetenmandate in der Nationalversammlung bewarben sich 7877 Kandidaten, der Frauenanteil liegt bei gut 42 Prozent. Wegen der Terrorgefahr in Frankreich wurde die Abstimmung von rund 50.000 Polizisten geschützt.
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