Nahe Lager in Calais
Großbritannien baut Mauer gegen Flüchtlinge
Während hier in Österreich sogar über Zäune debattiert wird, lässt Großbritannien jetzt an der französischen Kanalküste eine vier Meter hohe Mauer errichten. Sie soll Flüchtlinge künftig daran hindern, auf eine Zufahrtsstraße zum Hafen von Calais zu gelangen. Bauarbeiter gossen am Dienstag ein erstes Betonfundament für die rund einen Kilometer lange Absperrung, die noch vor Jahresende stehen soll. Hilfsorganisationen kritisieren das Projekt.
In dem auch als "Dschungel" bekannten Lager in Calais harren Behördenangaben zufolge rund 6900 Flüchtlinge aus, Hilfsorganisationen sprachen am Dienstag sogar von mehr als 10.000 Bewohnern. Die meisten der Flüchtlinge hoffen, auf Fähren über den Ärmelkanal oder durch den Eurotunnel heimlich nach Großbritannien zu gelangen.
Ausschreitungen bei Teilräumung im Frühjahr
Im Frühjahr war es bei der teilweisen Räumung des Lagers zu heftigen gewaltsamen Ausschreitungen gekommen, bei denen mehrere Polizisten leicht verletzt wurden. Migranten und Aktivisten setzten etwa 20 Hütten in Brand, die Exekutive reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.
Immer wieder blockieren Flüchtlinge mit Baumstämmen und anderen Gegenständen eine Bundesstraße, die zum Hafen führt. Sie wollen Lastwagenfahrer so zum Bremsen zwingen und dann an Bord der Lkws versteckt in den Hafen und auf Fähren gelangen, mit denen sie nach Großbritannien kommen wollen.
Die neue Mauer, die nur einige Hunderte Meter vom Flüchtlingslager entfernt entsteht, soll die Flüchtlinge daran hindern. Sie verlängert bereits existierende Metallbarrieren entlang der Zufahrtsstraße zum Hafen und soll vor Jahresende fertig sein.
Mauerbau von Großbritannien finanziert
Finanziert wird die 2,7 Millionen Euro teure Mauer von Großbritannien. Die britische Regierung beteiligt sich schon seit Langem an der Sicherung des Hafens von Calais und des Eurotunnels, damit illegale Einwanderer gar nicht erst auf britisches Territorium gelangen.
Hilfsorganisationen kritisieren den Bau der Mauer als "nutzlos und teuer". Sie argumentieren, damit werde das Problem lediglich verlagert. Flüchtlinge würden künftig einfach bis zum Ende der Mauer gehen und dort Lastwagen blockieren. Auch bei örtlichen Politikern ist der Mauerbau nicht unumstritten. Sie halten die Mauer für überflüssig, da die sozialistische Regierung in Paris eine Räumung des Lagers von Calais versprochen hat.
Allerdings hat die Regierung, die die Flüchtlinge in Unterkünften im ganzen Land verteilen will, für ihr Vorhaben keinen konkreten Zeitplan genannt. Nach der Auflösung von Flüchtlingslagern in der Region waren in der Vergangenheit zudem rasch neue Camps entstanden. Die Region von Calais ist schon seit Jahren ein Brennpunkt in der europäischen Flüchtlingskrise.
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