In Griechenland
Helfer sollen Flüchtlingskinder missbraucht haben
Die EU-Kommission prüft derzeit schwere Vorwürfe gegen Flüchtlingshelfer in Griechenland. Wie die Behörde am Dienstagabend mitteilte, soll es Fälle von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen gegeben haben. Die minderjährigen Flüchtlinge seien sexuell ausgebeutet worden, heißt es. Zudem gebe es Hinweise auf Korruption. Sämtliche Zahlungen an eine nicht namentlich genannte Organisation wurden umgehend gestoppt.
Konkret soll es zu den Missbrauchsfällen bei einem "humanitären Projekt, das von einem Partner der EU umgesetzt wurde", gekommen sein. Die Kommission sei den Fällen bei einer Überprüfung durch EU-Behörden auf die Spur gekommen, heißt es in dem Statement: "Die Opfer der sexuellen Ausbeutung sollen nun schnellstmöglich betreut werden." Die griechischen Behörden seien ebenfalls informiert worden, zudem solle die europäische Antibetrugsbehörde OLAF Ermittlungen aufnehmen.
Die EU-Kommission betonte, sie verfolge eine Null-Toleranz-Politik, wenn es um die Verletzung von Grundrechten und den Missbrauch von europäischen Geldern gehe. Sämtliche Zahlungen an die unter Verdacht stehende Organisation seien umgehend gestoppt worden. Ob sich die Vorfälle in einem der "Hotspots" zugetragen hatten, wurde nicht bekannt gegeben. Sexuelle Ausbeutung bezeichnet den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als Gegenleistung für Essen, Unterkunft, Drogen oder Geld.
Zahlungen sofort gestoppt
Am Vortag hatte die Brüsseler Behörde zunächst noch jeden Kommentar zu Ermittlungen in Italien abgelehnt. Dort gehen die Behörden gegen die Mafia vor, die an der Verwaltung eines Flüchtlingslagers illegalen Gewinn in Millionenhöhe gezogen haben soll. Erst am Dienstagabend erklärte eine Sprecherin, die EU-Kommission wolle prüfen, ob EU-Gelder betroffen seien und wenn ja, ob diese vorschriftsgemäß eingesetzt worden seien.
Erst im April hatte eine Erhebung des europäischen Parlaments eine erschreckend hohe Anzahl von Missbrauchsfällen, Vergewaltigungen und Schmuggelaktivitäten in griechischen und italienischen Flüchtlingslagern aufgedeckt. Claude Moraes, der Vorsitzende des EU-Justizausschusses, hatte damals die Kommission aufgefordert, umgehend Ermittlungen einzuleiten: "Dieser Bericht lässt bei uns alle Alarmglocken schrillen. Die Zahlen sind erschreckend!" Wenn der EU irgendetwas am Wohlergehen der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge liege, müsse man handeln.
23.000 unbegleitete Minderjährige in Hotspots
Derzeit befänden sich in den Flüchtlingslagern in Italien etwa 23.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche, die entweder alleine geflüchtet sind oder ihre Eltern auf dem Weg nach Europa verloren haben. In den meisten "Hotspots" gibt es für sie weder geeignete Unterkünfte noch Betreuung. Sexueller Ausbeutung, Zwangsprostiution oder Menschenhandel sind sie schutzlos ausgeliefert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.