Bluttat in Würzburg
IS veröffentlicht Video vom Axt-Attentäter
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat am Dienstag ein Video veröffentlicht, in dem der Zug-Attentäter von Würzburg zu sehen ist. Darin kündigt der 17-Jährige mit einem Messer in der Hand an, einen Selbstmordanschlag begehen zu wollen. Zudem erklärt er unter dem Namen "Muhammad Riyad", die Soldaten von "Ungläubigen" würden in ihren Häusern, Dörfern und auf Flughäfen zu Zielscheiben. Das bayrische Innenministerium bestätigte am Dienstagabend, dass das Bekennervideo authentisch ist. Zweifel gibt es mittlerweile allerdings an der afghanischen Herkunft des Flüchtlings.
"Ich bin ein Soldat des 'Islamischen Staates' und beginne eine heilige Operation in Deutschland", sagt der Mann in dem Video, das am Dienstag von der Nachrichtenagentur Amaq, dem IS-Sprachrohr, im Internet veröffentlicht wurde.
"Werde euch in eurem eigenen Haus abschlachten"
Weiters erklärt er in der in Afghanistan und Pakistan gesprochenen Sprache Paschtu: "Die Zeiten sind vorbei, in denen ihr in unsere Länder gekommen seid, unsere Frauen und Kinder getötet habt und euch keine Fragen gestellt wurden. (...) So Gott will, werdet ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen. (...) Ihr könnt sehen, dass ich in eurem Land gelebt habe und in eurem Haus. So Gott will, habe ich diesen Plan in eurem eigenen Haus gemacht. Und so Gott will, werde ich euch in eurem eigenen Haus abschlachten."
Das originale Bekennervideo in Paschtu sehen Sie hier:
"Der Mann auf dem Video ist der Täter von Würzburg", sagte ein Sprecher des bayrischen Innenministers Joachim Herrmann am Dienstagabend in München. Zuvor hatte bereits Kanzleramtsminister Peter Altmaier den Abschiedsbrief des 17-Jährigen, der gefunden worden war, für höchstwahrscheinlich authentisch erklärt. "Und deshalb müssen wir davon ausgehen, dass er zumindest Wert darauf gelegt hat, seine Tat in den Zusammenhang zum IS zu stellen." Inwieweit die Terrormiliz selbst involviert gewesen sei, "das muss überprüft werden", so Altmaier. "Wir werden jedem Hinweis nachgehen."
Zweifel an afghanischer Herkunft des Flüchtlings
Aufgrund des Videos gibt es nun allerdings Zweifel, ob der 17-Jährige tatsächlich aus Afghanistan kam. Die Paschtu-Sprache weist nämlich deutliche Unterschiede in der afghanischen und der pakistanischen Ausprägung auf. Für Begriffe wie "Selbstmord", "Regierungen", "Militär", "Körper" und "Muslime" verwendete der Täter laut Ermittlern die pakistanische Variante. Auch seine Aussprache sei nach Einschätzung von Sprachexperten eindeutig pakistanisch. Laut Ermittlern gebe es daher klare Anhaltspunkte, dass sich der Täter bei seiner Registrierung als Afghane ausgegeben habe, um seine Chance zur Anerkennung als Flüchtling in Deutschland zu erhöhen, berichtete das "heute-journal" des ZDF.
Staatsanwalt: 17-Jähriger wollte sich an "Ungläubigen" rächen
Unterdessen wurden am Dienstag erste Hintergründe zur Tat bekannt: Der Leitende Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager erklärte auf einer Pressekonferenz, der 17-Jährige sei mit dem vorgefassten Entschluss in den Zug gestiegen, ihm unbekannte "Ungläubige" umzubringen. Seinen eigenen Tod habe er dabei in Kauf genommen. Der Flüchtling habe die Angriffe "mit Vernichtungswillen geführt", sagte Ohlenschlager.
Der Täter sei ein gläubiger Muslim gewesen, der bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten sei. Am vergangenen Samstag habe er erfahren, dass ein Freund von ihm in Afghanistan ums Leben gekommen sei. Während der Tat habe der Jugendliche mehrmals "Allahu akbar" (Gott ist groß) gerufen. Auf dem Handy-Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeichnet wurde, sei dieser Ausruf "deutlich zu verstehen", so Ohlenschlager.
Zuginsassen mit Axt und Messer attackiert
Am Montagabend hatte der 17-Jährige, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war, Fahrgäste in einem Regionalexpresszug bei Würzburg angegriffen. Mindestens fünf Menschen wurden verletzt - zwei davon schweben noch in Lebensgefahr. Im Zimmer des Jugendlichen wurde nach Angaben von Bayerns Innenminister Herrmann eine handgemalte IS-Flagge gefunden.
Der Angreifer flüchtete laut Staatsanwaltschaft und Polizei nach der Attacke, als der Regionalexpress in Würzburg hielt. Auf seiner Flucht attackierte und verletzte der junge Mann zumindest einen Menschen. Er wurde anschließend von einem Spezialeinsatzkommando aufgespürt und erschossen, als er laut Einsatzkräften auch die Beamten angriff.
Video: Flüchtling (17) richtet Blutbad in Zug an
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