"Soldat des IS"

London-Attentäter war verheiratet und hatte Kinder

Ausland
23.03.2017 23:15

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat den Terroranschlag in London für sich reklamiert. Ein "Soldat des IS" habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr AMAQ am Donnerstag über das Internet. Mittlerweile hat die Polizei die Identität des Attentäters bekannt gegeben: Es handelt sich um einen 52-jährigen Briten namens Khalid Masood. Er soll laut Medienberichten ein verheirateter Familienvater gewesen sein. Im Zuge mehrerer Razzien wurden am Donnerstag acht Personen verhaftet, die an der Vorbereitung des Anschlags beteiligt gewesen sein sollen.

Die britische Polizei geht in allen acht Fällen von "Volltreffern" aus, wie ein Sprecher mitteilte. Die Ermittlungen würden mit Hunderten Beamten fortgesetzt. Auch am Abend gab es Polizeioperationen in Wales und England.

Vom Kleinkriminellen zum Terroristen
Masood, der in London laut jüngsten Meldungen vier Menschen ermordet und Dutzende verletzt hatte, war bereits zuvor aufgrund von Gewaltdelikten und unerlaubten Waffenbesitzes bekannt gewesen, wie Scotland Yard am Donnerstagnachmittag mitteilte. "Seine erste Verurteilung war 1983 wegen Sachbeschädigung, die letzte 2003 wegen unerlaubten Besitzes eines Messers", hieß es in der Mitteilung der Polizei. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten habe es nicht gegeben.

(Bild: AP, twitter.com)

Erkenntnisse über mögliche Anschlagspläne Masoods waren den Behörden demnach nicht vorgelegen. Premierministerin Theresa May sagte, er sei wegen "gewalttätigen Extremismus" ins Visier der Ermittler geraten, aber als Randfigur betrachtet worden. Britischen Medien zufolge war Masood verheiratet und hatte mehrere Kinder - eine eher untypische Konstellation für einen sogenannten einsamen Wolf des IS.

In London trauert man um die Opfer der Terrorattacke. (Bild: AP)
In London trauert man um die Opfer der Terrorattacke.

"Ein Soldat des Islamischen Staates"
Der IS bekannte sich am Donnerstag in einer Nachricht über den Messenger-Dienst Telegram zu dem Attentat. Ein "Soldat des Islamischen Staates" habe die Operation ausgeführt, um damit Bürger jener Nationen anzugreifen, die sich an der Koalition beteiligen, meldete das IS-Sprachrohr AMAQ. Mit "Koalition" sind vermutlich jene Länder gemeint, die unter US-Führung Luftangriffe gegen den IS fliegen.

Das "Bekennerschreiben" des IS auf Englisch (Bild: twitter.com)
Das "Bekennerschreiben" des IS auf Englisch

Großbritannien beteiligt sich seit Dezember 2015 am Kampf gegen den IS in Syrien. Zuvor hatte die Royal Air Force auch schon Stellungen der Terrormiliz im Irak bombardiert. Infolgedessen hatte ein IS-Anhänger am 6. Dezember 2015 drei Menschen in einer Londoner U-Bahn-Station niedergestochen. Er hatte dabei "Das ist für Syrien!" geschrien und wurde von der Polizei mit einem Taser außer Gefecht gesetzt.

(Bild: YouTube.com, thinkstockphotos.de)

"Weltweite Bedrohung eliminieren"
Erst am Mittwoch hatte die Anti-IS-Koalition aus 68 Staaten eine Konferenz in Washington abgehalten. "Wir bleiben eng verbunden in unserem Entsetzen über die Untaten des IS und in unserer Entschlossenheit, diese weltweite Bedrohung zu eliminieren", hieß es in der Abschlusserklärung der Allianz, zu der auch Österreich gehört, das vor allem finanzielle Unterstützung leistet.

Die Koalition ist laut Angaben des US-Außenministeriums die größte Gruppe von Staaten, die jemals zusammengearbeitet hat, um einen gemeinsamen Gegner zu bekämpfen. Derzeit stellen 23 Länder Truppen für Kämpfe im Irak und in Syrien. Seit 2014 sei die Zahl der IS-Kämpfer halbiert worden.

180 Terror-Fürsten getötet
Mit 19.000 Luftschlägen habe die Koalition bisher Zehntausende Rebellen vertrieben und 180 führende Terror-Fürsten getötet. 62 Prozent des Terrains, das der IS einst gehalten hatte, seien zurückerobert. Die Strafverfolgung für Terroristen habe sich in vielen Ländern deutlich verbessert. Mindestens 60 Länder reichten die Profile von IS-Kämpfern an Interpol weiter.

(Bild: AP)

Der IS hatte in der Vergangenheit zahlreiche Anschläge gegen westliche Staaten für sich beansprucht, darunter den vom 19. Dezember auf den Weihnachtsmarkt in Berlin mit zwölf Toten sowie den vom 14. Juli 2016 auf die Strandpromenade von Nizza mit 84 Toten.

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