Nach Deal mit FARC
Kolumbien: Friedensgespräche auch mit ELN-Rebellen
Nach dem historischen Friedensvertrag mit der Guerillabewegung FARC und der Vergabe des Friedensnobelpreises an Präsident Juan Manuel Santos bewegt sich Kolumbien auf den nächsten Meilenstein zu: Die Regierung und die nach den FARC zweitgrößte Rebellengruppe des Landes, die ELN, nehmen Friedensverhandlungen auf. Die Gespräche im Nachbarland Ecuador sollen am 27. Oktober aufgenommen werden, wie Unterhändler beider Seiten am Montag bekannt gaben.
Die marxistisch-leninistische ELN (Nationale Befreiungsarmee) hat mit geschätzten 1300 bis 2000 Kämpfern etwa ein Viertel der Stärke der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens). Die FARC und die kolumbianische Regierung hatten sich am 24. August nach jahrelangen Verhandlungen auf den Friedensvertrag geeinigt, das Abkommen wurde Anfang Oktober von der Bevölkerung aber mit knapper Mehrheit abgelehnt. Präsident Santos bemüht sich nun um eine Überarbeitung des Deals. Für seine Bemühungen wurde ihm in der Vorwoche der diesjährige Friedensnobelpreis zugesprochen.
Präsident: "Es wird ein umfassender Frieden sein"
"Mit der Guerilla der ELN streben wir seit fast drei Jahren Verhandlungen an, um auch den Konflikt mit ihnen zu beenden. Und heute haben wir eine gute Nachricht", sagte Santos am Montag. "Es wird ein umfassender Frieden sein."
Die 1964 von radikalen Priestern gegründete und am kubanischen Sozialismusmodell orientierte Guerilla-Gruppe ELN war in Entführungen, Schutzgelderpressung und Drogenhandel verwickelt. Ihre Angriffe richten sich vor allem gegen Erdölpipelines und die Stromversorgung.
Eine Hauptforderung der Regierung ist die Freilassung aller Gefangenen. Schon im März hatte es einen Anlauf für Friedensgespräche gegeben, der aber am Streit um die Geiseln scheiterte. Nun sollen die Gespräche mit Unterstützung durch die Regierungen Ecuadors, Venezuelas, Kubas, Chiles, Brasiliens und Norwegens zu einem Erfolg geführt werden.
Hoffnungsschimmer nach 50 Jahren Krieg und 260.000 Toten
Der Konflikt zwischen Militär, Guerillagruppen und rechten Paramilitärs hat in Kolumbien seit 1964 rund 260.000 Menschenleben gefordert, fast sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Santos will das Nobelpreisgeld - umgerechnet rund 830.000 Euro - den Opfern des Bürgerkriegs spenden.
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