Feuer selbst gelegt?

Lesbos: Festnahmen nach Brand in Flüchtlingslager

Ausland
20.09.2016 12:13

Nach dem Brand in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos hat die Polizei 18 Migranten festgenommen. Die Männer aus Afghanistan, Syrien, Kamerun und dem Senegal stünden im Verdacht, für die Brandstiftung und die Krawalle inner- und außerhalb des Hotspots der Insel verantwortlich zu sein, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini" am Dienstag. Mindestens neun von ihnen sollen dem Haftrichter vorgeführt werden.

Im überfüllten Auffanglager "Moria" war es am Montagabend zu Krawallen und Brandstiftung gekommen. Die mehr als 5000 Bewohner des Lagers flohen vor den Flammen und verteilten sich auf der Insel. Nach Polizeiangaben gingen 60 Wohncontainer, 100 Zelte und drei Großcontainer mit Verwaltungseinrichtungen in Flammen auf. Verletzt wurde niemand. Das zu etwa 60 Prozent zerstörte Lager soll nach Regierungsangaben so schnell wie möglich wieder vollständig aufgebaut werden, Familien sollen derweil in einem anderen Camp auf Lesbos untergebracht werden.

Am Montag kehrten allerdings Hunderte in die umliegenden Hügel geflohene Bewohner in das verwüstete Lager zurück. Im von den Flammen verschonten Teil des Geländes bildeten sich lange Schlangen vor der Essensausgabe.

Bürgermeister befürchtet weitere Eskalation
Der Bürgermeister von Lesbos befürchtet angesichts der chaotischen Zustände eine weitere Eskalation. "Ich weiß nicht, ob es heute sein wird oder in ein, zwei Tagen, aber wenn die Situation nicht umgehend entschärft wird, werden wir sicher wieder neue, noch schlimmere Vorfälle erleben", sagte Spyros Galinos dem Radiosender Parapolitika FM. "Angesichts des überfüllten Lagers war es nur eine Frage der Zeit, bis das passiert", so Galinos, der nach eigenen Angaben wiederholt in Athen um Hilfe gebeten hatte. "Es kann nicht sein, dass nur rund 15 Gemeinden in ganz Griechenland die gesamte Flüchtlingsproblematik schultern."

UNHCR: "Die Leute haben das Warten satt"
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellte das Feuer im Lager "Moria" in Zusammenhang mit den schwierigen Lebensbedingungen und der Verunsicherung vieler Flüchtlinge. "Sie wissen nicht, wann über ihre Asylanträge entschieden wird, viele haben den Eindruck, schlecht informiert zu sein", sagte UNHCR-Sprecher Roland Schönbauer. "Die Leute haben das Warten satt."

Die Flüchtlingsunterkünfte auf den griechischen Inseln sind überfüllt, auch wenn der Migrantenzustrom in diesem Jahr im Vergleich zu 2015 zurückgegangen ist. Auf Lesbos befinden sich derzeit rund 5650 Flüchtlinge, obwohl die Unterkünfte dort eigentlich nur Platz für 3500 Menschen bieten. "Die Lage ist schwierig", sagte Christiana Kalogirou, Gouverneurin der Region Nördliche Ägäis, am Dienstag. Es sei dringend nötig, Engpässe auf den Inseln zu beseitigen, sonst könnte die Situation noch schwieriger werden.

Kein Weiterkommen für 60.000 Migranten
Insgesamt leben derzeit in Griechenland etwa 60.000 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen wollen in andere EU-Staaten weiterreisen, was aber wegen der geschlossenen Balkanroute und des EU-Flüchtlingsabkommens mit der Türkei derzeit unmöglich ist. In die Türkei wurden seit März gut 500 Menschen zurückgebracht, die nach griechischen Angaben kein Asyl beantragt hatten.

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