Jetzt offiziell:

Menschliches Versagen führte zu fatalem Zug-Crash

Ausland
16.02.2016 15:09

Was lange Zeit kolportiert wurde, ist nun Gewissheit: Das Zugunglück im bayrischen Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten geht auf menschliches Versagen zurück. Wie der leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese am Dienstag bekannt gab, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Fahrdienstleiter unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Demnach habe der 39-Jährige ein Sondersignal gegeben, das er nicht geben hätte dürfen.

Bei dem Drama auf der eingleisigen Strecke waren am Dienstag vergangener Woche bei Bad Aibling zwei Regionalzüge der Bayerischen Oberlandbahn frontal zusammengeprallt. Elf Menschen kamen ums Leben, mehr als 80 Passagiere wurden zum Teil schwer verletzt. Es handelt sich um eines der schwersten Zugunglücke Deutschlands.

Unglück nicht vorsätzlich herbeigeführt
"Es war menschliches Versagen mit katastrophalen Folgen", für ein technisches Gebrechen gebe es keine Anhaltspunkte, so Giese. Der Fahrdienstleiter sei nicht betrunken gewesen und unter keinem Einfluss von Drogen oder Medikamenten gestanden. Der Oberstaatsanwalt sagte, dass das Unglück nicht vorsätzlich herbeigeführt worden sei, aber: "Hätte sich der Mann regelgemäß, also pflichtgerecht verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen." Genaue Angaben dazu machte Giese nicht.

Bild vom Zugunglück in Bad Aibling. (Bild: APA/dpa/Josef Reisner)
Bild vom Zugunglück in Bad Aibling.
(Bild: APA/dpa/Uwe Lein)
(Bild: APA/dpa/Peter Kneffel)
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(Bild: APA/dpa/Uwe Lein)
(Bild: APA/dpa/Sven Hoppe)
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Notruf abgesetzt, "aber der ging ins Leere"
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Zug, der von Holzkirchen Richtung Rosenheim fuhr, drei bis vier Minuten Verspätung. Vor einer eingleisigen Strecke bekam er nach Auskunft der Ermittler ein Sondersignal aus dem Stellwerk am Bahnhof Bad Aibling, das ihm die Einfahrt in diesen Abschnitt ermöglichte. Normalerweise sorgen technische Vorrichtungen und Signale dafür, dass hier immer nur ein Zug einfährt. Da der Zug in der Gegenrichtung aber auf demselben Gleis unterwegs war, kam es zu dem Zusammenstoß. Laut Giese habe der Fahrdienstleiter, als er seinen Fehler bemerkt habe, noch einen Notruf abgesetzt, "aber der ging ins Leere".

Nachdem sich der Mann zunächst auf sein Aussageverweigerungsrecht berufen hatte, hat er sich inzwischen ausführlich zu dem Unglück geäußert. Doch auch nach seiner Aussage gehen die Ermittlungen weiter. "Wir sind dabei, ein riesiges Puzzle zusammenzusetzen", so Giese. Bisher seien 71 Fahrgäste von den Ermittlern als Zeugen vernommen worden, darunter auch 19 Schwerverletzte.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
Schon unmittelbar nach dem Unglück war gegen den Fahrdienstleiter ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet worden. In Untersuchungshaft sei er derzeit nicht. "Man muss nicht davon ausgehen, dass hier ein Haftgrund vorliegt", sagte Giese. Es gehe um eine fahrlässige Tat, nicht um eine vorsätzliche. Bis zu fünf Jahre Haft seien denkbar. Der Fahrdienstleiter wurde in Absprache mit seinen Verteidigern an einen sicheren Ort gebracht. "Ihm geht's nicht gut", sagte der Traunsteiner Oberstaatsanwalt Jürgen Branz. "Was wir momentan haben, ist ein furchtbares Einzelversagen."

Fahrdienstleiter erlitt Nervenzusammenbruch
Aus Insiderkreisen war bereits im Vorfeld durchgesickert, dass der Mitarbeiter am Tag des Zwischenfalls einen Nervenzusammenbruch erlitten und seinen Fehler gegenüber Kollegen gestanden habe. Der 39-Jährige hatte seine Ausbildung 1997 abgeschlossen, ist verheiratet und galt bei der Deutschen Bahn als erfahren.

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