US-Angriff auf IS

“Mutter aller Bomben” über Afghanistan abgeworfen

Ausland
14.04.2017 08:46

Die USA haben am Donnerstag über Afghanistan erstmals die größte nicht-atomare Bombe ihres Arsenals abgeworfen. Die GBU-43/B enthält bis zu 10.000 Kilogramm Sprengstoff und wird auch "Mutter aller Bomben" genannt. Ziel des Angriffs waren laut Pentagon Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat. Nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums wurden bei dem Militärschlag rund 40 Dschihadisten getötet.

Die "Mutter aller Bomben", die laut US-Medienberichten seit ihrer Entwicklung während des Irakkriegs 2003 bisher noch nie bei tatsächlichen Kampfhandlungen eingesetzt wurde, sei von einem MC-130-Kampfbomber über der ostafghanischen Provinz Nangarhar abgeworfen worden, teilte ein Pentagon-Sprecher mit. Ziel des Angriffs seien Höhlenverstecke von IS-Kämpfern gewesen. Auf diese Weise sollte "die Gefahr für die amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimiert und der Schaden bei den Terroristen maximiert werden".

(Bild: United States Department of Defence, thinkstockphotos.de, AP)

Trump: "Sehr, sehr erfolgreiche Mission"
Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, vor dem Abwurf seien Vorkehrungen getroffen worden, um zivile Opfer möglichst zu vermeiden. Wie das afghanische Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte, seien "strategische" Verstecke von IS-Kämpfern sowie ein tief unter der Erde gelegener Tunnelkomplex zerstört worden. Dabei seien rund 40 Dschihadisten getötet worden, zivile Opfer habe es nicht gegeben. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "sehr, sehr erfolgreichen Mission".

"Moab" wiegt zehn Tonnen
Die "Mother of all bombs", kurz "Moab", der Air Force gilt mit einem Gewicht von rund zehn Tonnen, bis zu 10.000 Kilogramm Sprengstoff und elf Tonnen TNT-Äquivalent als größter konventioneller Sprengkörper der US-Streitkräfte. Zum Vergleich: Die 1945 auf Hiroshima abgeworfene erste Atombombe hatte eine 1000-mal größere Sprengkraft. Der Stückpreis der "Moab" lag 2009 bei 14,6 Millionen US-Dollar (knapp 14 Millionen Euro), als Sprengkopf wird der BLU-120 verwendet. Nur Russland verfügt über eine noch größere Bombe.

Die US-Version der „Mutter aller Bomben“ wiegt rund zehn Tonnen und trägt bis zu 10.000 Kilogramm Sprengstoff in sich. (Bild: AP)
Die US-Version der „Mutter aller Bomben“ wiegt rund zehn Tonnen und trägt bis zu 10.000 Kilogramm Sprengstoff in sich.
(Bild: Eglin Air Force Base)
(Bild: Screenshot/Google Maps)

Bombe erzeugt tödliche Druckwelle
Die Bombe verursacht eine riesige Explosion. Ihre militärische Bedeutung ist umstritten, sie gilt wegen ihrer schieren Größe und der enormen Druckwelle vor allem als Mittel der psychologischen Kriegsführung. Bei der Detonation entsteht durch die Zündung eines hochexplosiven Brennstoff-Luft-Gemischs eine gewaltige Druckwelle, die für Menschen in weitem Umkreis tödlich ist. Die Schockwelle ist nach Angaben des US-Militärs auch geeignet, geschützte Stellungen wie etwa Bunker zu zerstören, Truppenansammlungen zu vernichten oder unterirdische Stollenanlagen einzudrücken.

Test der GBU-43 am 11. März 2003 (Bild: US AIR FORCE / AFP)
Test der GBU-43 am 11. März 2003

Die IS-Kämper in Afghanistan verstärken laut dem Pentagon derzeit ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern. "Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten", so der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson.

Seit Monaten schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen
Der IS war in Afghanistan erst 2015 aufgetaucht und soll dort nie mehr als 3000 Kämpfer gehabt haben. Lange Zeit war er nur in den beiden ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar präsent. Seit Monaten fliegen US- und afghanische Streitkräfte dort schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen.

US-Soldaten in der Nähe von Kandahar (Bild: SAMEEM ISMAIL/EPA/picturedesk.com)
US-Soldaten in der Nähe von Kandahar

IS-Strategie: Terroranschläge statt Territorium gewinnen
Trotzdem scheint der IS nicht geschlagen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Terrormiliz einen Strategiewechsel vollzieht: von Versuchen, Territorium einzunehmen, zu Terroranschlägen. Seit Jahresanfang reklamierte der IS allein in der Hauptstadt Kabul bereits drei große Anschläge für sich - unter anderem ein Selbstmordattentat auf das höchste Gericht des Landes mit 22 Toten im Februar und einen siebenstündigen Angriff von fünf Kämpfern auf das größte Militärkrankenhaus des Landes mit mindestens 49 Toten im März.

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