Fälle häufen sich

Neue Schlepperroute über Polen nach Deutschland?

Ausland
18.09.2017 07:18

Die deutsche Polizei hat an der polnischen Grenze einen Lastwagen mit 51 Flüchtlingen gestoppt und damit möglicherweise eine neue Schlepperroute offengelegt - von der Türkei über Osteuropa nach Deutschland. Der Lastwagen sei in der Türkei zugelassen, der Fahrer sei Türke, teilte die Polizei mit. Das Fahrzeug wurde in der Nacht auf Samstag auf der A12 in Richtung Berlin bei Frankfurt an der Oder gestoppt.

Die Bundespolizei geht davon aus, dass die Menschen aus dem Irak kommen. Die meisten der 34 Erwachsenen seien Ende August oder Anfang September in Rumänien bzw. Bulgarien als Flüchtlinge registriert worden und hätten dort Asylanträge gestellt. Auf der Ladefläche befanden sich auch 17 Kinder.

Polizei sieht "Häufung", aber noch keinen Trend
Die Bundespolizei prüft nun, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder ob es Parallelen zu anderen Vorfällen im Grenzgebiet zu Polen gibt. Zuletzt habe es eine Häufung gegeben, "die wir vorher nicht kannten", sagte ein Sprecher. Es sei derzeit aber unklar, ob es Verbindungen oder gar einen Trend gebe.

(Bild: APA/dpa/Harald Tittel (Symbolbild))

Erst vor wenigen Tagen hatte die Bundespolizei im sächsischen Bad Muskau 40 Iraker in Gewahrsam genommen. Einige von ihnen erklärten laut Polizei, dass sie mit einem Lastwagen von der Türkei nach Polen gebracht worden seien. Die Schlepper hätten sich abgesetzt, die Flüchtlinge seien dann zu Fuß nach Deutschland gegangen. Ende August hatte die Bundespolizei bereits 20 Iraner und Iraker, unter ihnen auch Kinder, auf einer Bundesstraße bei Heinersdorf im brandenburgischen Grenzgebiet aufgegriffen. Auch sie gaben laut Polizei an, mit einem Lastwagen eingeschleust und dann abgesetzt worden zu sein.

Verdächtiger Syrer "hatte als Einziger Dokumente"
Unter den 51 Flüchtlingen, die auf der Ladefläche des nun gestoppten Schlepper-Lastwagens in Ostbrandenburg waren, war vermutlich ein Komplize des Fahrers. Ein 26 Jahre alter Syrer habe bei der Befragung "widersprüchliche Aussagen" gemacht, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin am Sonntag. "Er hatte als Einziger Dokumente, die anderen nicht." In Rumänien sei er als Flüchtling registriert. Ein Amtsrichter erließ gegen den Lastwagenfahrer und seinen mutmaßlichen Komplizen am Sonntagabend Haftbefehle wegen des Schleppens von Ausländern, wie der Sprecher mitteilte.

(Bild: AFP PHOTO/ANWAR AMRO/AFP)

Anhand der Aussagen der Flüchtlinge nehmen die Ermittler an, dass der Lastwagen etwa zwei Tage unterwegs war, wie es weiter hieß. Die Menschen hätten ihre Notdurft auf der Ladefläche verrichten müssen. Diese sei verplombt gewesen. Auch bei Zwischenstopps durften die Menschen demnach nicht aussteigen.

Alle Insassen stellten Asylanträge
Nach der Betreuung und Befragung der Menschen wurden sie dem Sprecher zufolge in die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt gebracht. Alle hätten in den Befragungen Asylanträge gestellt. Verletzte hatte es keine gegeben, ein Flüchtling zeigte aber Anzeichen von Flüssigkeitsmangel.

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