Im Umfragetief
Nicht einmal jeder Zweite ist mit Merkel zufrieden
Terrorwelle im eigenen Land, unnachgiebige Haltung in der Asylpolitik: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel befindet sich im Umfragetief. Im aktuellen ARD-"Deutschlandtrend" ist die CDU-Vorsitzende bei der Zustimmung für ihre Politik auf 47 Prozent abgesackt. Das sind um zwölf Prozentpunkte weniger als im Vormonat - und Merkels zweitschlechtester Wert seit ihrer Wiederwahl 2013. Zudem zeigten sich 65 Prozent mit ihrer Flüchtlingspolitik unzufrieden. Zulegen konnte dagegen CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.
Nur noch ein Drittel (34 Prozent) der Befragten äußerte sich zufrieden bzw. sehr zufrieden mit Merkels Haltung in der Flüchtlingsfrage (minus acht Prozentpunkte im Vergleich zum April 2016). Das ist der tiefste Wert, seit die Frage im "Deutschlandtrend" im Oktober 2015 zum ersten Mal gestellt wurde.
Abfuhr auch für Merkels "Kuschelkurs" gegenüber Erdogan
Auch Merkels betont rücksichtsvoller Kurs gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hält die Mehrheit der Deutschen für falsch: 88 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die Bundesregierung der türkischen Regierung entschiedener entgegentreten sollte. 69 Prozent finden, dass die Gespräche über die Visa-Freiheit für Türken ausgesetzt werden sollten, auch wenn dieser Schritt das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei gefährden könnte. Acht von zehn Deutschen sind der Meinung, dass die Europäische Union die Türkei mittel- bis langfristig nicht in die Staatengemeinschaft aufnehmen soll (plus zwölf Prozentpunkte).
Flüchtlingspolitik: Seehofer fordert härtere Gangart von Merkel
Dagegen stieg die Beliebtheit von Horst Seehofer, dem Chef von Merkels Koalitionspartner CSU. Der bayrische Ministerpräsident konnte just in dem Moment, in dem er auf Distanz zu Merkels Flüchtlingspolitik ("Wir schaffen das") ging und eine härtere Gangart einforderte, um elf Prozentpunkte auf 44 Prozent zulegen und liegt damit nur noch drei Punkte hinter Merkel. Im Juli hatte der CSU-Chef noch mit 33 Prozent seinen niedrigsten Beliebtheitswert seit September 2015 verzeichnet.
Gleichzeitig bemängeln aber 64 Prozent der Befragten, dass der CSU eigene Interessen wichtiger seien als der Erfolg der Bundesregierung. Sogar 91 Prozent kritisieren den Streit in der großen Koalition. Den aktuell besten Wert erreicht SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit 71 Prozent.
Merkel im Video: "Wir schaffen das"
Trotz Merkel-Tief: CDU/CSU weiterhin klar auf Platz eins
Interessant: In der Sonntagsfrage, also der Erhebung, welche Partei gewählt werden würde, wenn am kommenden Sonntag eine Bundestagswahl abgehalten werden würde, kommen CDU und CSU im Vergleich zum Vormonat unverändert auf 34 Prozent. Die SPD liegt weiterhin bei 22 Prozent. Linke und Grüne kommen unverändert auf neun bzw. 13 Prozent. Die AfD erreicht weiterhin zwölf Prozent, die FDP verliert einen Prozentpunkt, würde mit derzeit fünf Prozent aber knapp wieder in den Bundestag einziehen.
Für die Sonntagsfrage interviewte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der ARD-"Tagesthemen" am 1. und 2. August 1503 Wahlberechtigte bundesweit. Die Fragen zur Beliebtheit von Politikern, zur Zufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik Merkels und dem Streit in der großen Koalition wurden 1003 Wahlberechtigten gestellt. Die Fehlertoleranz liegt bei 1,4 bis 3,1 Prozentpunkten.
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