Der Chef-Ökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Claudio Borio, warnt vor einer neuen Finanzkrise als Folge der anhaltend lockeren Geldpolitik. Diese könnte in einer Katastrophe enden, denn die Weltwirtschaft würde eine neuerliche Krise kaum überstehen, so der 59-jährige Banker in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
"Die offene Weltwirtschaft war in der Finanzkrise bemerkenswert widerstandsfähig, aber eine erneute Krise würde sie nicht so leicht überstehen", fürchtet Borio. "Wir könnten dann einen historischen Bruch erleben", zitiert das Blatt den Ökonomen, der am BIZ die Abteilung für Volkswirtschaft und Geldpolitik leitet.
Weltwirtschaft in der "Endphase"
"Wir sollten alles tun, um das zu vermeiden", fordert Borio, denn schon jetzt befinde sich die Weltwirtschaft in der "Endphase". Die Produktivität wachse zurzeit noch langsamer als zu Zeiten der Finanzkrise 2006 und auch die langfristigen Prognosen seien schlecht. Stattdessen seien die privaten und öffentlichen Schulden "so hoch wie nie in der Geschichte", warnt Borio.
Die Zentralbanken seien bereits "an ihr Limit gegangen" und inzwischen überfordert. Die Zinsen seien inflationsbereinigt "noch nie für so lange Zeit so negativ" gewesen, so der BIZ-Experte. Und die Staatsschulden zahlreicher Länder seien so hoch wie noch nie zuvor - jedenfalls in Friedenszeiten, stellte Borio fest. Er kann daher auch nicht nachvollziehen, warum die Notenbanken weiterhin unbeirrt am Erreichen eines Inflationszieles von zwei Prozent festhalten.
Borio kritisiert ultra-lockere Geldpolitik
Die Notenbanken-Dachorganisation BIZ rät den Währungshütern schon seit Längerem, es mit ihrer laxen Geldpolitik nicht zu übertreiben. Statt immer neue Maßnahmen zum Anheizen der niedrigen Inflation zu ergreifen, sollten sie mit geringen Preissteigerungsraten leben lernen, sagte Borio, ein erklärter Kritiker der ultra-lockeren Geldpolitik, auch Mitte September bei einem Besuch in Wien.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist die Bank der Notenbanken und spielt eine Schlüsselrolle im internationalen Kapitalverkehr. Österreich ist in der BIZ durch die Nationalbank vertreten.
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