Es stinkt zum Himmel
Rom will jetzt Müllberge bei uns loswerden
Abfälle stapeln sich an den Straßen, Mülltonnen quellen über: Die ewige Stadt Rom stinkt zum Himmel! Da sich innerhalb Italiens mehrere Regionen weigern, den Müll Roms aufzunehmen, hofft die dortige Bürgermeisterin Virginia Raggi nun auf die Hilfe Österreichs und Deutschlands. Die Stadt möchte Abfall in Anlagen dieser beiden Länder entsorgen lassen.
"Jetzt haben Österreich und Deutschland 30 Tage Zeit für eine Antwort", sagte der für Umweltfragen zuständige Stadtrat Mauro Buschini laut italienischen Medienangaben. Österreichische und deutsche Müllentsorger sollen demnach täglich rund 500 Tonnen "frischen" Müll abnehmen, berichtete die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" am Freitag. Viermal pro Woche solle ein Zug nach Norden aufbrechen. Bereits unterschrieben sei der Zeitung zufolge das bisher "beste Angebot". Die deutsche Firma Ekin verrechne 138 Euro pro Tonne Müll - inklusive der Kosten für Züge und Transport.
Die neue Bürgermeisterin Raggi, die seit 22. Juni im Amt ist, versprach schon im Wahlkampf, das Müllproblem zu lösen. Bislang hatte sie dabei jedoch nur mäßigen Erfolg. "Das gesamte System der Müllverwaltung in Rom ist völlig verfilzt, es ist eine Sackgasse", so Raggi. Einer der Gründe: Jahrelang waren die Abfallbetriebe in den Händen der Mafia. Seit Jahren fehlen zudem ausreichend große Entsorgungsanlagen wie etwa zur Müllverbrennung.
Mülldeponie in Malagrotta seit 2013 geschlossen
660 Kilogramm Müll produziert jeder Römer pro Jahr. Recycelt wird davon nach offiziellen Angaben etwa ein Viertel. Seit 2013 ist Roms und gleichzeitig Europas größte Deponie, Malagrotta, aufgrund von Druck aus Brüssel geschlossen. Überfüllt war sie bereits seit Jahren gewesen, da sie 2007 eigentlich geschlossen werden sollte, weil offene Deponien in der EU verboten sind. Die Anlage war völlig überlastet, täglich wurden dort 4500 Tonnen Müll abgeladen. Der private Betreiber, der Abfall-Monopolist Manlio Cerroni, hatte die städtischen und regionalen Politiker so in seine Netze eingesponnen, dass sie ihm eine lukrative Verlängerung nach der anderen zugestanden. Im Oktober 2013 war dann endgültig Schluss.
Nach der Schließung von Malagrotta suchte Rom nach anderen Entsorgungsmöglichkeiten, doch keine ließ sich wirklich umsetzen. Pläne für die Errichtung von Müllverbrennungsanlagen scheiterten an Anrainerprotesten. Dazu kamen noch Missmanagement und Korruption bei der Müllentsorgungsfirma AMA, bei der ein Loch von 650 Millionen Euro klafft.
"Niemand will den Müll von Rom"
Raggi wollte den Abfall ursprünglich innerhalb Italiens entsorgen lassen. Ihre Pläne stießen jedoch auf vehemente Proteste. Heftigen Widerstand leistete beispielweise die Region Umbrien. Auch Gemeinden im südlichen Lazio, wo sich Deponien und Verbrennungsanlagen befinden, wollen vom Müll der ewigen Stadt nichts wissen. Die Präsidentin der Region Umbrien, Catiuscia Marini, sagte, Roms Abfall müsse dort entsorgt werden, wo er produziert wurde. Es sei unannehmbar, dass eine Region mit 900.000 Einwohnern mit dem Müll einer Großstadt von 3,5 Millionen Menschen fertigwerden müsse. Die Entsorgungsanlagen in Umbrien seien auf den lokalen Bedarf ausgelegt. "Niemand will den Müll von Rom", kommentierten oppositionelle Kommunalpolitiker schadenfroh.
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