Jesidin klagt an
Sex-Sklavin des IS: “Diese Männer sind Monster”
Lamiya Aji Bashar wurde 2014 im Irak von IS-Schergen verschleppt, monatelang gefoltert, vergewaltigt und als Sex-Sklavin verkauft. Mehrere Fluchtversuche der heute 18-Jährigen misslangen, ehe sie 2016 doch noch entkommen konnte. Auf ihrer Flucht wurde die Jesidin von einer Mine schwer verletzt und verlor ein Auge. Mittlerweile lebt Lamiya in Deutschland und wurde mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis ausgezeichnet. In einem Interview schilderte sie am Samstag erneut ihr tragisches Schicksal und prangerte ihre Peiniger an: "Sie haben schreckliche Dinge mit uns gemacht. Diese Männer sind Monster."
Lamiya Aji Bashar erhielt den Sacharow-Preis im Oktober 2016 gemeinsam mit ihrer 23-jährigen Schicksalsgenossin Murad Basee. Das Schicksal der beiden jungen Jesidinnen steht stellvertretend für das Hunderter, wenn nicht Tausender Frauen dieser kurdischsprachigen Volksgruppe im Irak: Im August 2014 fielen IS-Kämpfer in ihr Dorf Kocho ein, ermordeten zahlreiche Männer und entführten Frauen und Kinder nach Mossul. Unter ihnen waren auch Murad und Lamiya. Zuvor waren mehrere Mitglieder ihrer Familie vor ihren Augen ermordet worden.
20 Monate in der Gewalt des IS
Die Frauen wurden an Männer verkauft, die sie vergewaltigten und misshandelten. Murad gelang es nach drei Monaten, ihren Peinigern zu entkommen. Lamiya Aji Bashar aber blieb 20 Monate lang in der Gewalt von IS-Milizen. Sie sei eine "bemerkenswert starke Person", sagt der Psychiater Jan Kizilhan, der die mutige Frau in Deutschland behandelt. Sie habe Dinge erlitten, die er niemandem wünsche.
Lamiya: "Diese Männer waren mehr als nur Monster"
"Wir wurden mit Hunderten anderen Mädchen in ein großes Gebäude gesperrt. Das war ein Markt für Sex-Sklavinnen. Männer kamen rund um die Uhr, um sich Mädchen auszusuchen. Wer sich weigerte, wurde mit Kabeln geschlagen. Es tat so weh, diese alten Männer, die mehr als nur Monster waren, zu sehen, wie sie sich über die Mädchen hermachten. Manche waren erst neun oder zehn Jahre alt und flehten um ihr Leben. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schrecklich das war."
Auf der Flucht schwer verletzt
Nach mehreren misslungenen Fluchtversuchen konnte Lamiya schließlich mit zwei Freundinnen fliehen. Auf dem Weg zur Stadt Kirkuk trat eine der jungen Frauen auf eine Landmine und wurde getötet. Lamiya kam mit dem Leben davon, erlitt aber schwere Verbrennungen im Gesicht und verlor ein Auge. Heute lebt sie bei ihrer Schwester im Süden Deutschlands und macht als Sprachrohr für die Opfer der systematischen sexuellen Gewalt durch den IS auf die Not der verfolgten Jesiden aufmerksam.
Anfang Dezember Besuch in Wien
Anfang Dezember besuchte Lamiya Wien. "Es geht mir nicht um mich, ich möchte auf das Schicksal der Frauen und Mädchen aufmerksam machen, die vom IS wie Tiere behandelt werden, damit so etwas nicht noch einmal passiert", sagte sie damals bei einem Auftritt an der Universität.
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