Trump-Wahlsieg

Strache, Le Pen gratulieren – Kern kaum begeistert

Ausland
09.11.2016 13:41

Seit Mittwochfrüh doch nicht die Demokratin Hillary Clinton, sondern Donald Trump als Sieger aus der US-Präsidentenwahl hervorging, trudeln beim republikanischen Kandidaten Gratulationen ein - unter anderem von Frankreichs Rechtspopulistin Marine Le Pen, Russlands Staatschef Wladimir Putin, Tschechiens Präsident Milos Zeman und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Aus Österreich gratulierte auch Kanzler Christian Kern - der von Trumps Triumph allerdings nicht begeistert ist.

"Wahlergebnisse lügen nicht. Es ist ein Wahlausgang, mit dem sicherlich wenige gerechnet haben", kommentierte Kern am Mittwoch in Wien trocken den Sieg Trumps. Viele Menschen hätten das politische System in den USA nachhaltig abgelehnt. In welche Richtung sich die dortige Politik entwickeln werde, müsse man nun abwarten. Kern zeigte sich auch zuversichtlich, dass viele Ansagen Trumps im Wahlkampf nicht in dieser Form umgesetzt würden. Die Beziehungen zu den USA bezeichnete der Kanzler als gut und über die Jahre bewährt.

Zerknirscht reagierte auch SPÖ-Frauenministerin Sabine Oberhauser: "Hab fast die ganze Nacht ferngesehen - bin erschüttert, dass es wirklich möglich ist, dass Trump Präsident der USA wird - fassungslos."

Strache: "Politische Linke vom Wähler abgestraft"
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hingegen gratulierte Trump herzlich: "Die politische Linke und das abgehobene sowie verfilzte Establishment wird Zug um Zug vom Wähler abgestraft und aus diversen Entscheidungsfunktionen heraus gewählt. Gut so, denn das Recht geht vom Volk aus. Diverse österreichische Mainstreammedien und Journalisten, welche seit Wochen Stimmung gegen Trump gemacht haben und Clinton bereits im Vorfeld zur Siegerin erklärt haben, wurden wieder einmal vom Wähler blamiert."

Große Freude herrschte auch bei ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka: "Make America great again. Mit dieser Ansage und dem Versprechen einer rigiden Zuwanderungspolitik gewinnt Trump battleground states!", twitterte Lopatka über das "insgesamt sensationelle" Abschneiden der konservativen Republikaner. Gratulationen für den neuen US-Präsidenten gab es auch vom Team Stronach. "Die US-amerikanische Bevölkerung setzt große Hoffnung in Donald Trump, dass er die verkrusteten Strukturen aufbricht und den Einfluss der Politikerkaste in den USA zurückdrängen kann", meinte Klubobmann Robert Lugar zum Wahlausgang.

Kurz beruhigt: "US-Präsident ist kein Alleinherrscher"
Außenminister Sebastian Kurz versuchte unterdessen zu beruhigen: "Ein amerikanischer Präsident, auch wenn er sehr mächtig ist, ist kein Alleinherrscher." Kurz sprach von einem "Déjà-vu wie beim Brexit-Votum der Briten". Der Ausgang der US-Wahl sei selbstverständlich zu respektieren. Der Außenminister erwartet durch den neuen US-Präsidenten einiges an Veränderung und eine gewisse Phase der Verunsicherung. "Es bleibt nun abzuwarten, welche der Ankündigungen aus dem Wahlkampf Donald Trump als amerikanischer Präsident aufgreifen und umsetzen wird", sagte Kurz.

Merkel stellt klare Bedingungen an Trump
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Trump an seine persönliche Verantwortung für die weltweite Wirtschaftsentwicklung, den Anti-Terror-Kampf und die westlichen Werte erinnert. Bei einem kurzen Auftritt im Kanzleramt in Berlin bot sie ihm die Zusammenarbeit an - und stellte klare Bedingungen: "Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine alte und ehrwürdige Demokratie. Wer dieses große Land regiert, mit seiner gewaltigen wirtschaftlichen Stärke, seinem militärischen Potenzial, seiner kulturellen Prägekraft, der trägt Verantwortung, die beinahe überall auf der Welt zu spüren ist. Die Amerikanerinnen und Amerikaner haben entschieden, dass diese Verantwortung in den nächsten vier Jahren Donald Trump tragen soll."

Le Pen gratuliert Trump und "dem freien Volk der Amerikaner"
Europaweit jubelten Rechtspopulisten über Trumps Triumph. Die Französin Marine Le Pen hat dem "neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, und dem freien Volk der Amerikaner" per Twitter zur Wahl gratuliert. Die Front-National-Parteichefin hatte bereits vor der Wahl ihre Unterstützung für den Republikaner geäußert. Front-National-Vizepräsident Louis Aliot erklärte, die US-Wähler hätten "einer arroganten Elite den Stinkefinger gezeigt". Die Vizechefin der rechtspopulistischen deutschen AfD, Beatrix von Storch, wertete Trumps Sieg als Zeichen, "dass die Bürger in der westlichen Welt einen klaren Politikwechsel wollen". Auch der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders zeigte sich erfreut: "Wir leben in einem patriotischen Frühling."

Ähnlich klang Viktor Orban: "Was für großartige Neuigkeiten. Die Demokratie lebt noch", schrieb der ungarische Premier auf Facebook. "Es sieht so aus, als würde 2016 das Jahr von zwei großen politischen Revolutionen", stellte wiederum der britische EU-Gegner Nigel Farage Trumps Wahlsieg in eine Reihe mit dem Brexit-Votum der Briten im Juni. Wilders schrieb auf Twitter, "die Amerikaner holen sich ihr Land zurück". Die rechtsextreme griechische "Goldene Morgenröte" sprach von einem Sieg gegen "illegale Migration" und "für ethnisch saubere Staaten". Auch der tschechische Präsident Milos Zeman jubilierte: "Die Amerikaner haben gezeigt, dass man das Machtkonglomerat aus verlogenen Medien und schwülstigen Pseudo-Eliten besiegen kann."

Putin gratuliert per Telegramm
Putin hat Donald Trump nach dessen Wahlsieg ein Telegramm geschickt, in dem er zum Ausdruck brachte, dass man in internationalen Fragen zusammenarbeiten werde. Er erwarte einen Dialog, "der den Interessen beider Länder dient". Andere russische Politiker äußerten die Erwartung auf ein entspannteres Verhältnis zwischen Washington und Moskau unter Trump. Russland achte die Wahl des amerikanischen Volkes, sagte Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin am Mittwoch. Die Abgeordneten der Staatsduma applaudierten bei der Nachricht, dass Clinton ihre Niederlage eingestanden habe. Er hoffe auf einen konstruktiveren Dialog zwischen Washington und Moskau, sagte Wolodin.

Gratuliert hat laut CBB übrigens auch Barack Obama. Der scheidende US-Präsident hatte nach Trumps Sieg seine Landsleute zur Einigkeit aufgerufen. Der Wahlkampf sei zwar anstrengend, stressig und manchmal auch einfach nur seltsam gewesen, sagte er in einem Twitter-Video. Aber: "Egal was passiert, die Sonne wird morgen wieder aufgehen, und Amerika wird auch weiterhin das großartigste Land auf der Welt sein."

Netanyahu: "Trump echter Freund Israels"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Trumps Sieg begrüßt. Er gratulierte und beschrieb Trump als "echten Freund Israels". "Wir werden zusammenarbeiten, um die Sicherheit, Stabilität und den Frieden in unserer Region zu stärken", so Netanyahu. Das starke Bündnis zwischen Israel und den USA basiere auf gemeinsamen Werten und Interessen sowie einem gemeinsamen Schicksal. Er sei überzeugt, dass er den Pakt zwischen beiden Ländern gemeinsam mit Trump zu "neuen Höhen" bringen könne.

Vatikan: "Gott möge ihn erleuchten"
Der Vatikan hat Trump zum Wahlsieg gratuliert und zu einer Arbeit für den Frieden aufgerufen. Die Wahl des amerikanischen Volkes sei zu respektieren, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Mittwoch Radio Vatikan. Man werde die Regierung von Trump ins Gebet einschließen, damit "Gott ihn erleuchte" und ihn beim Dienst für das Volk aber auch für den Weltfrieden unterstütze. "Heute müssen alle zusammenarbeiten, um die Lage der Welt, die eine der Zerrissenheit und des tiefen Konflikts ist, zu überwinden", so Parolin. Er warnte auch vor voreiligen Rückschlüssen auf Trumps Politik.

Slowenien freut sich für Melania Trump
Der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar freut sich ebenfalls über den Sieg von Trump. Der Grund ist vor allem dessen aus der slowenischen Kleinstadt Sevnica stammende Ehefrau Melania. "Congratulations Mr. President Donald Trump and First Lad MELANIA TRUMP from sLOVEnia", teilte Cerar am Mittwoch über Twitter mit.

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