Video zeigt Absturz

Türkische Luftwaffe schießt russischen Kampfjet ab

Ausland
24.11.2015 14:28
Die türkische Luftwaffe hat am Dienstag an der Grenze zu Syrien einen russischen Kampfjet abgeschossen. Die Maschine habe türkischen Luftraum verletzt, die Piloten seien vor dem Abschuss gewarnt worden, hieß es aus Ankara. Moskau erklärte hingegen, die Maschine habe den türkischen Luftraum nicht verletzt und sei über Syrien getroffen worden. Zum Schicksal der beiden Piloten, die sich zunächst per Schleudersitz retten konnten, gab es vorerst widersprüchliche Angaben. Kremlchef Wladimir Putin zeigte sich über den Vorfall verärgert, die NATO berief noch für Dienstag ein Sondertreffen ein.

Zu dem Vorfall kam es Dienstagfrüh an der Grenze Syriens zur Türkei nahe der Mittelmeerküste. Nach türkischen Angaben wurde die Besatzung des russischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-24 zehnmal binnen fünf Minuten gewarnt, dass sie in fremden Luftraum eingedrungen seien. Daraufhin habe man eigene F-16-Jets geschickt und die Maschine abgeschossen. Der Abschuss sei nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet - man habe nur türkisches Territorium verteidigt.

Putin spricht von "Dolchstoß in den Rücken"
Russlands Präsident Putin hingegen bezeichnete den Abschuss als "Dolchstoß in den Rücken", der von "Helfershelfern von Terroristen" ausgeführt wurde. Der Vorfall werde ernste Konsequenzen für die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei haben, sagte der Kremlchef im russischen Fernsehen. Das Flugzeug habe demnach keine Gefahr für die Türkei dargestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur TASS wurde der türkische Militärattaché in Moskau ins Außenministerium zitiert.

(Bild: APA/EPA/HABERTURK TV CHANNEL)
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(Bild: twitter.com)
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Ein Video (siehe oben) zeigt, wie das brennende Kampfflugzeug zur Erde stürzt. Der Jet sei laut Putin von F-16-Kampfflugzeugen abgeschossen worden und etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet abgestürzt. Laut türkischen Medienberichten ging er im syrischen Ort Yamadi nur wenige Meter von der Grenze zur Türkei entfernt nieder. In der als "Turkmenischer Berg" bekannten Region kämpften syrische Regierungstruppen zuletzt gegen Rebellen.

Piloten retten sich per Schleudersitz
In sozialen Netzwerken verbreitete Aufnahmen zeigen, wie sich die beiden Piloten der abgeschossenen Maschine noch per Schleudersitz retten können und mit dem Fallschirm zu Boden gleiten.

(Bild: APA/EPA/HABERTURK TV CHANNEL)

Widersprüchliche Informationen gab es allerdings vorerst zum weiteren Schicksal der Piloten. Einer soll von syrischen Rebellen der von der Türkei unterstützen turkmenischen Minderheit gefangen genommen worden sein, berichtete der Sender CNN Türk. Eine Rebelleneinheit wiederum erklärte, sie habe einen der Russen getötet. Die Gruppe mit dem Namen Zehnte Brigade verbreitete ein Video, das den Leichnam zeigen soll. Zu sehen ist eine leblose Person in Uniform. Dazu hieß es, der Mann sei "durch die Hände von Rebellen" umgekommen. Nach dem zweiten Piloten werde gesucht. Auch aus dem Umfeld der moderaten Freien Syrischen Armee hieß es, einer der Piloten sei ums Leben gekommen. Nach anderen Angaben wiederum seien beide Piloten durch turkmenische Militärs getötet worden.

Das russische Militär teilte mit, man suche nahe der Grenze zur Türkei mit Hubschraubern nach den Piloten. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlichte ein Video von der Suchaktion:

NATO-Sondertreffen soll Wogen glätten
Bei dem Vorfall handelt es sich um das erste Mal seit den 1950er-Jahren, dass ein russisches oder sowjetisches Flugzeug von einem NATO-Staat abgeschossen wurde. Vertreter der NATO-Staaten werden noch am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Die Regierung in Ankara hatte zuvor angekündigt, die NATO und die UNO in die Lage an ihrer Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien einschalten zu wollen. Das türkische Militär veröffentlichte zudem eine Grafik, auf der die Flugroute des abgeschossenen Jets und die angebliche Luftraumverletzung gezeigt werden.

Ex-NATO-General warnt vor "Katastrophe"
"Das ist jetzt genau die Situation, die ich seit Monaten befürchtet habe. Der Zwischenfall ist dramatisch und die Gefahr wächst, dass wir in ein immer größeres Schlamassel geraten", sagte der frühere deutsche Bundeswehr-Generalinspekteur und Ex-NATO-General Harald Kujat gegenüber der "Bild"-Zeitung". Er rief alle Beteiligten zur Besonnenheit auf, damit es nicht zu einer weiteren Eskalation komme. "Sonst rutschen wir in eine Katastrophe", warnte Kujat.

Zweites Flugzeug näherte sich Grenze
Nach türkischen Angaben hat sich Dienstagfrüh auch ein zweites Flugzeug aus Syrien kommend der Grenze genähert. Der Jet sei demnach ebenfalls gewarnt worden. Russischen Jets der Typen Su-24 und Su-30 wurden bereits in der Vergangenheit Verletzungen des türkischen Luftraums vorgeworfen. Mitte Oktober hatte die türkische Luftwaffe zudem drei Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt eine Drohne vom Himmel geholt. Laut Ankara sei der unbemannte Flugkörper russischer Bauart. Die Regierung in Moskau erklärte, die Drohne gehöre nicht Russland.

Seit Ende September fliegt Russland Luftangriffe in Syrien - angeblich vor allem gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Die Attacken richten sich aber auch gegen andere Rebellengruppen, die den mit Russland verbündeten syrischen Machthaber Bashar al-Assad bekämpfen.

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