Massaker im Jemen

Über 140 Tote bei Luftangriffen auf Trauerfeier

Ausland
09.10.2016 12:54

Bei verheerenden Luftangriffen auf eine Trauerfeier im Jemen sind nach Angaben der UNO mehr als 140 Menschen getötet worden. Über 500 weitere Personen seien verletzt worden, teilte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe im Jemen, Jamie McGoldrick, am Samstag mit. Die Attacken wurden offenbar von der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition geflogen. Die USA kündigten deshalb an, ihre Zusammenarbeit mit der Koalition auf den Prüfstand zu stellen.

McGoldrick sagte, Helfer im Jemen seien "entsetzt und schockiert" über die Luftangriffe auf einen öffentlichen Saal in der Hauptstadt Sanaa, wo Tausende Menschen an einer Trauerfeier teilgenommen hatten. Er forderte eine sofortige Untersuchung des Vorfalls: "Die Gewalt gegen Zivilisten im Jemen muss sofort beendet werden."

Die von den Aufständischen kontrollierte Nachrichtenwebsite sabanews.net berichtete, Armeeflugzeuge hätten das Gebäude in Sanaa bombardiert, in dem sich zahlreiche Trauernde nach dem Tod des Vaters eines ranghohen Rebellen versammelt hätten. Es handle sich um ein "Massaker". Auch der Bürgermeister von Sanaa, Abdel Kader Hilal, sei unter den Todesopfern. Ein Augenzeuge berichtete, zuerst habe ein Armeeflugzeug eine Rakete abgeschossen "und Minuten später hat ein weiteres Flugzeug geschossen". Nach den Angriffen geriet das Gebäude in Brand und stürzte ein.

(Bild: APA/AFP/Mohammed Huwais)

USA: Kooperation mit Saudis "kein Blankoscheck"
In Washington machte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, die Empörung der USA über den erneuten Angriff auf Zivilisten im Jemen deutlich: "Die US-Sicherheitszusammenarbeit mit Saudi-Arabien ist kein Blankoscheck", sagte er. Die US-Regierung habe angesichts des Luftangriffs und früherer Vorfälle eine "sofortige Überprüfung" ihrer bereits verringerten Zusammenarbeit mit der von Saudi-Arabien angeführten Koalition in die Wege geleitet.

Zuvor hatte die Koalition dementiert, für das Blutbad verantwortlich zu sein. Man habe "derartige Versammlungen in der Vergangenheit gemieden", sie seien "nie ein Zielobjekt" gewesen, hieß es. Für den Vorfall müssten "andere Ursachen" in Erwägung gezogen werden.

Blutige Kämpfe dauern seit über zwei Jahren an
Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen vom Iran unterstützte schiitische Houthi-Rebellen und andere Gruppen, die dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue halten. Die Houthis hatten Anfang 2015 die im Norden gelegene Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert. Seit März 2015 fliegt ein von Riad angeführtes arabisches Militärbündnis Luftangriffe auf die Rebellen. Seither wurden nach Schätzungen der UNO mehr als 7000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten.

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