Eisige Temperaturen
Über 50 Tote: Europa im Würgegriff der Kältewelle
Die Zahl der Kältetoten in Europa hat sich bis Dienstag auf mehr als 50 erhöht. Allein in Polen sind seit Sonntag 16 Menschen erfroren aufgefunden worden, teilte das polnische Krisenzentrum RCB mit. Massive Probleme gibt es auch im Süden des Kontinents, wo in Italien, Bulgarien, Serbien, Mazedonien und Bosnien ebenfalls Menschen starben. Auf der griechischen Insel Lesbos mussten 2500 Flüchtlinge ohne heißes Wasser und ohne Heizung in Zelten übernachten und auch in Istanbul sorgten Schnee und Kälte für chaotische Zustände.
Am dramatischsten ist die Situation in Polen, wo in einigen Regionen des Landes seit Tagen Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius gemessen werden. Das polnische Krisenzentrum rief die Bürger zur Vorsicht auf und bat darum, auf besonders gefährdete Menschen - etwa Obdachlose - zu achten.
Auch in anderen Teilen Europas starben in den vergangenen Tagen Menschen an Unterkühlung. In Weißrussland gab es bislang offiziell zwei Kältetote. Die Temperaturen fielen dort am Wochenende zeitweise auf minus 30 Grad Celsius. In Tschechien erhöhte sich die Zahl der Kältetoten auf sechs. Es handelte sich laut Behördenangaben vor allem um Obdachlose. Todesopfer wurden auch aus der Slowakei, der Ukraine und aus Ungarn gemeldet.
82-Jähriger in Italien in seiner Wohnung erfroren
Aus Italien wurden zwei Todesfälle gemeldet: Bei Brindisi wurde ein 82-jähriger Mann, in dessen Wohnung es keine Heizung gab, erfroren aufgefunden. Ein 78-Jähriger fiel kältebedingt in Ohnmacht und stürzte zu Tode.
Zwei Kältetote wurden am Dienstag auch aus Bosnien gemeldet. Wie die Tageszeitung "Nezavisne novine" berichtete, sei ein Mann in der Stadt Banja Luka und ein weiterer in der Gemeinde Ribnik erfroren. In der Hauptstadt Sarajevo wurden Dienstagfrüh minus 17 Grad Celsius gemessen.
Tote durch klirrende Kälte am Balkan
Im Nachbarland Serbien hat es bisher insgesamt fünf Kältetote gegeben. In der Hauptstadt Belgrad suchten zahlreiche Menschen, vor allem Flüchtlinge, wegen der Kälte in einer Lagerhalle in der Nähe des Bahnhofs Zuflucht. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, in Belgrad hielten sich derzeit 2000 junge Menschen vor allem aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Syrien bei eisigen Temperaturen in leer stehenden Gebäuden auf.
In Mazedonien wurden bisher drei Kaltetote registriert, in Bulgarien erfroren in den vergangenen Tagen neben mindestens drei Bulgaren auch drei Flüchtlinge - eine Frau aus Somalia und zwei Iraker. Als Grenzpolizisten die Frau fanden, war sie bereits tot. In einem getrennten Fall starben wenige Tage später im Grenzgebiet zur Türkei zwei Männer aus dem Irak. Dorfbewohner entdeckten ihre Leichen in einem verschneiten Wald im Strandscha-Gebirge im Südosten.
Flüchtlinge sitzen auf griechischen Inseln in Zelten fest
Die griechischen Behörden haben offenbar keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen, um die auf den Inseln untergebrachten Flüchtlinge vor der Kälte schützen zu können. Beispielsweise auf der Insel Lesbos hätten die Flüchtlinge im Lager Moria nur Zelte, um sich in Sicherheit zu bringen. Mehr als 15.000 Flüchtlinge sitzen derzeit auf den griechischen Inseln fest. Etliche Dörfer und auch Inseln sind von der Außenwelt abgeschnitten. Oft gebe es keine Stromversorgung und damit auch kein Wasser und keine Heizung mehr, weil Pumpen nicht betrieben werden könnten oder Wasserrohre zugefroren seien.
Auch die Inselgruppe der Sporaden in der nördlichen Ägäis ist stark betroffen: Die etwa 2800 Bewohner von Alonnisos haben seit dem Wochenende keinen Strom und kein Telefonnetz. Wegen der Schneelast stürzten mehr als 100 Bäume um, dabei wurden Oberleitungen zerstört. Selbst auf Kreta fielen die Temperaturen nachts auf bis zu minus 15 Grad. Hafenstädte wie Rethymno, Chania und Heraklion waren erstmals seit Jahrzehnten tief verschneit. In der Hauptstadt Athen schneite es heftig, alle Schulen bleiben dort am Dienstag geschlossen, wie die Lokalbehörden mitteilten.
Starke Schneefälle in der Türkei
In der Türkei war der Verkehr durch Schneefälle stark beeinträchtigt. Flüge fielen aus, die Fährverbindungen zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil der Millionenmetropole Istanbul fielen aus. Die Schulen blieben geschlossen, rund 7000 städtische Bedienstete wurden beauftragt, mit 1300 Fahrzeugen die Straßen zu räumen.
In Österreich starb am Dreikönigstag ein 25-Jähriger. Der Mann war nach dem Besuch eines Balls in Tirol in ein Bachbett gestürzt und wurde dort von Passanten tot aufgefunden.
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