62 zu 38 Prozent
Umfrage: Macron baut Vorsprung auf Le Pen aus
Kurz vor der Präsidentenwahl in Frankreich am Sonntag hat Emmanuel Macron seinen Vorsprung auf Marine Le Pen ausgeweitet. Laut der jüngsten Umfrage am Freitag, dem letzten Tag eines turbulenten Wahlkampfes, kommt der parteiunabhängige Linksliberale auf 62 Prozent der Stimmen, während sich für die Chefin des rechtsextremen Front National nur 38 Prozent aussprachen.
Der frühere Wirtschaftsminister Macron hat laut der für den Fernsehsender BMF und das Magazin "L'Express" durchgeführten Umfrage drei Prozentpunkte dazugewonnen. Es ist der beste Wert, den eines der großen Institute für ihn seit der ersten Wahlrunde am 23. April ermittelt hat. Die Umfrage wurde nach dem hitzigen TV-Duell am Mittwochabend erhoben und legt nahe, dass Macron den heftigen Schlagabtausch mit Le Pen klar für sich entschieden hat.
Wichtige Richtungswahl für Frankreich
Die Abstimmung am Sonntag ist eine der wichtigsten in Frankreich seit Jahrzehnten. Die Franzosen müssen sich entscheiden zwischen einem proeuropäischen früheren Investmentbanker, der staatliche Regulierung für Unternehmen beschneiden und zugleich Arbeitnehmerrechte schützen will, und einer EU-skeptischen Rechtsextremen, die raus aus der Eurozone und strikte Begrenzungen für Einwanderer will.
Viele Linke wollen den Urnen fernbleiben
Meinungsforscher schätzen, dass mindestens 15 Prozent der rund 47 Millionen Wahlberechtigten noch unentschieden sind, wem sie ihre Stimme geben. Vor allem viele Linke sind enttäuscht vom Abschneiden ihrer Kandidaten in der ersten Runde, wollen nun weder Macron noch Le Pen ihre Stimme geben und gar nicht erst zur Wahl gehen. An der ersten Runde hatten sich laut Innenministerium knapp 78 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt, laut Experten dürften es in der Stichwahl 75 Prozent werden.
Tiefe politische Gräben zwischen den Wählern
Dass die politischen Gräben zwischen den Wählern in Frankreich deutlich tiefer sind als in vielen anderen EU-Ländern, könnte sich auch am Sonntag zeigen. Jeder fünfte Franzose beschreibt sich einer Eupinions-Umfrage der Bertelsmann-Stiftung zufolge als politisch extrem: 14 Prozent schätzen sich als rechtsextrem ein, sechs Prozent als linksextrem. Der europaweiten Erhebung zufolge verorten sich in der gesamten EU dagegen nur sieben Prozent an den politischen Rändern. Zur politischen Mitte, also Mitte-Links und Mitte-Rechts, zählt sich gut ein Drittel der Franzosen - im EU-Durchschnitt sind dies dagegen 62 Prozent der Bürger.
Macron als neuer Akteur auf der politischen Bühne
Wer immer am Sonntag in Frankreich gewinnt, muss ein polarisiertes Land einen und Misstrauen überwinden. Die etablierten Volksparteien haben dies bereits zu spüren bekommen. Der scheidende sozialistische Präsident Francois Hollande ist so unbeliebt wie keiner seiner Vorgänger und trat gar nicht erst zur Wiederwahl an. Erstmals seit 1958 findet eine Stichwahl für das Präsidentenamt statt, bei der weder ein Konservativer noch ein Sozialist dabei ist. Mit Macrons "En Marche!" (Vorwärts) ist ein neuer Akteur im Spiel. Auch wenn der erst vor einem Jahr ins Leben gerufenen Bewegung der Unterbau einer etablierten Partei fehlt, geben ihr manche Meinungsforscher gute Chancen, bei der Parlamentswahl im Juni die meisten Stimmen zu holen.
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