Prozesstag 15
Utöya-Zeugin: “Nach jedem Treffer jubelte Breivik”
Nach den ersten Schüssen habe es eine chaotische und panische Fluchtbewegung quer über die kleine Fjordinsel gegeben. Breivik tötete in etwa anderthalb Stunden 69 fast durchwegs jugendliche Opfer. Tonje Brenna überlebte versteckt in einer Felsspalte und beschützte dabei andere, zum Teil schwer verletzte Jugendliche. Sie sagte laut der Mitschrift der Osloer Zeitung "VG" aus: "Ich habe gehört, wie er nach den Treffern in Jubel ausgebrochen ist."
Der rechtsradikale Täter, der erstmals in einer hinteren Reihe des Gerichtssaales Platz nehmen musste, schüttelte bei der Aussage über seine Jubelrufe den Kopf. Er verlangte später erfolglos von Richterin Wenche Elizabeth Arnzten die Genehmigung, Brenna Fragen zur Politik ihrer Organisation zu stellen.
"Getroffene sackten zu Boden"
Brenna berichtete ebenfalls, wie sie vor dem Versammlungshaus auf Utöya plötzlich sah, dass vor ihr zwei Jugendliche von Schüssen getroffen wurden und zu Boden sackten. "Man hatte die ganze Zeit ein Gefühl von Aussichtslosigkeit."
Unmittelbar vor Brennas Aussage war das Gericht weiter die Liste von Obduktionsberichten der 69 meist jugendlichen Todesopfer von Utöya durchgegangen. Das jüngste war die gerade 14 Jahre alt gewordene Sharidyn Svebakk-Bohn. Breivik hatte sie mit zwei Schüssen in den Rücken getötet. In Gedenkworten für das Mädchen, die eine Anwältin im Beisein der weinenden Adoptiveltern verlas, hieß es, dass Sharydin gerne Modeschöpferin geworden wäre.
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