Die Putsch-Legende:
Waren türkische Kriegsschiffe nie verschwunden?
Nach dem misslungen Putschversuch in der Türkei Mitte Juli waren laut Berichten 14 türkische Kriegsschiffe, die in der Ägäis und im Schwarzen Meer im Einsatz waren, samt Besatzung verschwunden. Man vermute, dass sie nach Griechenland manövriert worden seien und die Crews dort um politisches Asyl angesucht hätten, hieß es. Gegenüber der Zeitung "The Daily Beast" bestreitet die Regierung in Ankara das Fehlen der Schiffe nun kategorisch, und auch Experten sind skeptisch.
Die Meldungen über die fehlenden Kriegsschiffe basierten auf einem Bericht der "Times"-Reporterin Hannah Lucinda Smith und verbreiteten sich in Windeseile. Auch die Nachrichtenagenur Reuters hatte am 16. Juli unter Berufung auf griechische Militärs berichtet, dass regierungsfeindliche Kräfte im türkischen Marinestützpunkt Gölcük zumindest die Fregatte "Yavuz" (Bild) gekapert hätten. Sie war allerdings von anderen Kriegsschiffen daran gehindert worden, den Hafen zu verlassen.
Sowohl Experten als auch die türkische Regierung bezweifeln Smiths Darstellung in der "Times". "Wir können bestätigen, dass dieser Bericht absolut unwahr ist", sagt Leutnant Sezgin Arslan, ein Sprecher des Marine-Hauptquartiers in Ankara, gegenüber "The Daily Beast". "Die türkische Marine vermisst kein einziges Schiff."
Experten bezweifeln Verschwinden der Schiffe
Auch unabhängige Experten haben Zweifel an der Darstellung von Smith. "Laut den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen ist das kaum zu glauben", sagt etwa der Herausgeber des Monatsmagazins "Warships International Fleet Review", Iain Ballantyne.
Auch der türkische Blogger und Marine-Experte Devrim Yaylali, der die Bewegungen der Schiffe im Schwarzen Meer genau verfolgt, ist skeptisch: "Sowohl das Schwarze Meer als auch die Ägäis sind kleine Meeresgebiete, in denen die Schiffsbewegungen von Griechenland und Russland genau beobachtet werden", sagt er. "Wenn irgendetwas mit einem unserer Schiffe wäre, würden sie es jubelnd berichten", so Yaylali.
"Times"-Reporterin Smith blieb gegenüber "The Daily Beast" weiter bei ihrer Darstellung, weigerte sich aber, ihre Informationsquellen zu nennen.
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