Trotz Pleite:

Weiter 950.000 Euro Gehalt für Air-Berlin-Chef

Wirtschaft
17.08.2017 11:53

Unfassbar! Die Air Berlin ist vollkommen pleite, Gläubiger müssen um ihr Geld zittern - doch der Chef der Fluglinie kassiert weiterhin in großem Stil ab. Vorstandschef Thomas Winkelmann hat nach wie vor Anspruch auf sein Grundgehalt von 950.000 Euro jährlich. Durch Boni könnte sich dieser Verdienst sogar noch verdoppeln.

79.167 Euro kassiert der Manager an Grundgehalt pro Monat - das entspricht einem Tageslohn von 3784,86 Euro (251 Arbeitstage in Berlin) und einem Stundensatz von 378,49 Euro bei einem angenommenen Zehn-Stunden-Arbeitstag. Und das, obwohl Air Berlin in der Amtszeit von Winkelmann vielmehr mit Flugverspätungen als mit wirtschaftlichen Höhenflügen auffiel.

Für das Gehalt des Air-Berlin-Chefs ist jedenfalls bei einer ordentlichen Kündigung mittels einer Bankgarantie in der Höhe von 4,5 Millionen Euro gesorgt. Das bedeutet, auch eventuelle Boni wären damit abgedeckt.

Verhandlungen mit drei Interessenten 
Indes verhandelt die insolvente Air Berlin mit drei Interessenten über eine Übernahme von Teilen ihres Geschäfts. "Neben der Deutschen Lufthansa stehen wir mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt", sagte Winkelmann. Die Gespräche laufen schon seit Wochen.

(Bild: APA/dpa/Bernd Thissen)

Alle Unternehmen seien "in finanzieller Hinsicht seriös, vom Volumen her ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten, und hätten zudem das Interesse, weiterhin vom Standort Deutschland aus zu operieren". Namen wollte Winkelmann im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zweitung" noch nicht nennen. Alle Interessenten seien börsennotiert.

Interesse an Air-Berlin-Slots an stark frequentierten Airports
Favorit ist die Lufthansa - zumindest für Teile des Unternehmens. Ziel ist nicht nur, Maschinen und Crews zu übernehmen, sondern sich auch wertvolle Start- und Landerechte (Slots) zu sichern, vor allem an stark frequentierten Flughäfen wie München. Daran sind laut dem deutschen Verkehrsminister Alexander Dobrindt mindestens zwei weitere Gesellschaften interessiert, darunter TUIfly, der Ferienflieger des weltgrößten Reisekonzerns.

Der Münchner Flughafen. (Bild: Flughafen München)
Der Münchner Flughafen.

Auch die Billigflieger Easyjet und Condor (der Ferienflieger von Thomas Cook) sind laut "Berliner Zeitung" bei den Verhandlungen mit von der Partie. Die Briten sollen es auf Slots an Flughäfen abgesehen haben, wo die Lufthansa wegen starker Dominanz keinen Zugriff hat. Dabei soll es sich um Berlin und Düsseldorf handeln. Hinzu kommen Feriendestinationen, die von der Air-Berlin-Tochter Niki bedient werden. Daran soll auch Condor interessiert sein.

Verkehrsminister präferiert Lufthansa
Geht es nach dem deutschen Verkehrsminister Alexander Dobrindt, soll Lufthansa den Löwenanteil der insolventen Air Berlin übernehmen. "Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr", sagte der CSU-Politiker der "Rheinischen Post". "Deswegen ist es dringend geboten, dass Lufthansa wesentliche Teile von Air Berlin übernehmen kann." Wie die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft aufgeteilt wird, dürfte allerdings von den Kartellbehörden kritisch beäugt werden. Monopolfragen könnten "nicht mehr mit der rein regionalen Brille auf einzelne Standorte betrachtet werden", sagte Dobrindt dazu.

Er könne Reisenden "absolut" noch empfehlen, bei Air Berlin zu buchen, sagte Air-Berlin-Chef Winkelmann der Berliner Zeitung. "Aber wir müssen jetzt schnell sein. Zum Winter muss klar sein, wer die neuen Betreiber unserer Flugzeuge sind."

Dank 150-Millionen-Kredit fliegt Airline weiter
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet, weil Großaktionär Etihad die Verluste des Unternehmens nicht mehr ausgleichen will. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.

Video: Das müssen Passagiere nun beachten

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