Die Wiener Stadthalle hat durch komplexe Finanzdeals Verluste in Höhe von rund acht Millionen Euro eingefahren. Konkret geht es um Derivatgeschäfte rund um die Errichtung der 2006 eröffneten Halle F, wo die Kosten um rund 25 Prozent gestiegen sind, kritisierten die Prüfer des Stadtrechnungshofs in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Die Stadthalle versichert, noch höhere Verluste verhindert zu haben. Die Opposition spricht von einem "Finanzdesaster".
Die Halle F wurde von einer Fremdfirma errichtet und von der Stadthalle geleast. Zur Absicherung der Zinsaufwendungen im Zusammenhang mit dem Leasinggeschäft schloss die Stadthalle - sie ist eingegliedert in die stadteigene Wien Holding - sogenannte Finanztermingeschäfte ab. Diese sind inzwischen, bis auf eine Ausnahme, durch einen vorzeitigen Ausstieg beendet worden und wurden deshalb vom Stadt-RH zu einer abschließenden Beurteilung herangezogen.
Das Ergebnis: Unterm Strich steht unter den unterschiedlichen Finanzprodukten ein dickes Minus. Die Prüfer sprechen von einem "kumulierten Verlust der Derivate von rund 7,97 Millionen Euro". Dazu kommen noch 140.000 Euro an Rechtsberaterkosten und 220.000 Euro für Finanzberatung. Fazit: "Insgesamt belief sich die zusätzliche finanzielle Belastung der Wiener Stadthalle Betriebs- und Veranstaltungsgesellschaft m.b.H. aus den Finanzderivatgeschäften auf rund 8,33 Millionen Euro", heißt es im Stadt-RH-Bericht (siehe Screenshot).
Allerdings werden sich diese Kosten noch erhöhen: Bis die Zinsen im Euroraum wieder auf 3,2 Prozent steigen, kostet die Finanzierung pro Jahr zusätzlich 300.000 Euro. Der Bau selbst hat ursprünglich 33 Millionen Euro gekostet.
"Hätten wir nicht reagiert, läge der Verlust heute bei elf Millionen"
Von der Wiener Stadthalle heißt es zu dem Bericht, dass die Verluste sogar reduziert worden seien: "Seit dem Stadtrechnungshofbericht 2011 ist die Wiener Stadthalle geordnet aus den bestehenden Finanztermingeschäften ausgestiegen, indem sie die noch vorhandenen Produkte in Schweizer Franken und Türkischer Lira im Jahr 2015 auslaufen lassen hat." Dadurch hätten die Verluste "um bis zu rund 50 Prozent verringert werden" können - ansonsten läge der Verlust heute bei elf Millionen Euro. Zudem betont das Unternehmen in der Aussendung, dass es die "insgesamt seit 2006 angefallenen Verluste aus eigener Kraft abdecken" habe können.
Ein weiterer Bericht befasste sich mit Anleihen der Wien Holding selbst - es geht um 180 Millionen Euro. Vor allem die Aufsichtsratskontrolle wurde vom Stadtrechnungshof kritisiert. Der Konzern selbst lobte sich in einer Aussendung als "starkes Unternehmen mit ausgezeichneter Bonität" und verwies darauf, viele Rechnungshof-Empfehlungen bereits umgesetzt zu haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.