In der Westantarktis hat sich vom Larsen-C-Schelfeis ein riesiger Eisberg gelöst, wie das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung am Mittwoch mitteilte. Er treibe nun nach Norden und werde wohl zwei, drei Jahre brauchen, bis er geschmolzen ist, so die Forscher.
Es ist mit 175 Kilometern Länge und einer Breite von bis zu 50 Kilometern einer der größten Eiskolosse, den Wissenschafter in den letzten drei Jahrzehnten registriert haben. Eine Gefahr für Menschen gehe von dem 6000 Quadratkilometer großen Giganten - zum Vergleich: Vorarlberg misst 2601 Quadratkilometer - nicht aus.
Abbrechen hatte sich lange angekündigt
Das Kalben hatte sich lange angekündigt. Im Jänner war der Riss im Schelfeis (Bild unten) bereits 175 Kilometer lang, dann tat sich für einige Zeit nichts. Zwischen 25. und 31. Mai verlängerte sich der 300 bis 500 Meter tiefe Spalt im Eis und nur noch ein 13 Kilometer langes Verbindungsstück verband den entstehenden Eisberg mit dem Schelfeisgebiet. Im Juni wuchs der Riss dann weiter und verzweigte sich zudem.
Solche Abbrüche sind nicht ungewöhnlich. Immer wieder lösen sich gigantische Eisberge vom Schelfeis - jenen schwimmenden Eismassen, die mit Gletschern verbunden sind.
Einige Beispiele: Der größte durch Satellitenerkundung erfasste Koloss löste sich im März 2000 vom antarktischen Ross-Schelfeis. B15 - so der Name - war ursprünglich 11.600 Quadratkilometer groß. Von ihm brach später der Eisberg B15A ab, der 2005 noch mehr als 2500 Quadratkilometer maß. Drei Jahre zuvor war vom Ross-Schelfeis ein C19 getaufter, mehr als 6000 Quadratkilometer großer Eisberg abgebrochen.
Im selben Jahr brach vom Thwaites-Gletscher in der Westantarktis ein riesiger Eisberg ab. B22 bedeckte eine Fläche von etwa 5500 Quadratkilometern. Anfang 2010 löste sich vom Mertz-Gletscher im australischen Antarktis-Gebiet der Eisberg C28 mit einer Fläche von mehr als 2500 Quadratkilometern. Zuvor war ein anderer Eisriese - ein Bruchstück des 1987 entstandenen, damals etwa 5400 Quadratkilometer großen B9 - gegen die Gletscherzunge gekracht.
Eismassen unter ständiger Beobachtung
Laut Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA gehen in der Antarktis Jahr für Jahr bis zu 45 Millionen Tonnen Eis verloren. Das Larsen-Eisschelf ist schon seit 25 Jahren schwer betroffen. Zuletzt verschwanden 2002 beim Abbruch von Larsen B mit einem Schlag 720 Milliarden Tonnen Eis.
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