Anfang des Jahres versetzte die Meldung zweier US-Wissenschaftler die Fachwelt in Aufruhr: Aus der Bewegung von Objekten im Kuiper-Gürtel hatten sie die Existenz eines bisher unbekannten Planeten berechnet. Gesehen hat "Planet 9", der weit jenseits des Neptun seine Bahn zieht, noch niemand. Doch Astrophysiker der Universität Bern haben nun mithilfe eines Computermodells bestimmt, wie er aussehen könnte.
Wissenschaftler sammeln derzeit weltweit Informationen, um den mysteriösen Planeten auf seiner weitläufigen Umlaufbahn zu lokalisieren. Unter ihnen auch Esther Linder und Christoph Mordasini von der Universität Bern, die mittels Computermodellen simulierten, wie er sich seit der Geburt des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren entwickelt haben müsste. Von ihren Erkenntnissen berichten sie in der neuesten Ausgabe des Fachjournals "Astronomy & Astrophysics".
Kleinere Version von Uranus und Neptun
Demnach hat "Planet 9" einen Radius, der 3,7 Mal demjenigen der Erde entspricht. Die beiden Astrophysiker vermuten, dass der mysteriöse Himmelskörper ein kleiner Eisriese mit einer Hülle aus Wasserstoff und Helium ist - quasi eine kleinere Version von Uranus und Neptun. Die von ihnen berechnete Temperatur von minus 226 Grad Celsius deute darauf hin, dass der Planet selbst Wärme abstrahlt.
Wenn er keine innere Energie hätte, läge seine Temperatur bei minus 263 Grad Celsius, erklärte Linder. "Denn dann würde die Strahlung lediglich aus dem reflektierten Sonnenlicht bestehen." Dieser innere Energiefluss, der vom Abkühlen des Planeteninneren herrühre, bedeute auch, dass der Himmelskörper im Infrarotbereich viel heller strahlt als im sichtbaren Wellenlängenbereich. Denn aufgrund seiner großen Entfernung zur Sonne reflektiert "Planet 9" das Sonnenlicht nur schwach.
Forscher hoffen auf baldige Lokalisierung
"Aufgrund unserer Studie ist der neunte Planet jetzt mehr als bloß ein Massepunkt, durch diese physikalischen Eigenschaften nimmt er Gestalt an", so Mordasini. Künftige Teleskope wie das Large Synoptic Survey Telescope, das derzeit in Chile gebaut wird, oder spezielle Suchaktionen würden den neunten Planeten aufspüren können, sind die beiden Wissenschaftler überzeugt.
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