Die Urlaubssaison startet, und damit steigt auch die Reiselust. Doch die Welt steckt mitten in einer Pandemie. Wegen der aktuellen Entwicklungen in Österreich - die Zahl der Neuinfizierten stieg mit 107 erstmals seit Langem wieder auf mehr als 100 - hat Österreich für die Länder des Westbalkans nun eine Reisewarnung verhängt, wie Außenminister Alexander Schallenberg in einer gemeinamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Innenminister Karl Nehammer und Integrationsministerin Susanne Raab bekannt gab. Konkret gilt dies für Bosnien-Herzegowina, den Kosovo, Nordmazedonien, Albanien, Montenegro und Serbien.
Wie bereits zuvor durchgesickert war, vollzieht die österreichische Regierung angesichts der steigenden Corona-Zahlen in der Region eine 180-Grad-Wende in der Frage der Grenzöffnung zum Westbalkan hin. Für ...
wurde eine Reisewarnung ausgesprochen. Der Grund: In Österreich gebe es bereits Corona-Fälle, die auf Reisende vom Westbalkan zurückzuführen seien, sagte Schallenberg. Viele Österreicher bzw. in Österreich Arbeitende sind familiär in diesen Staaten verwurzelt. In Slowenien und Kroatien seien ebenfalls vermehrt Cluster von Neuerkrankungen durch Rückkehrer vom Westbalkan zu beobachten.
530.000 Menschen potenziell von Reisewarnung betroffen
Die Reisewarnung betrifft potenziell eine halbe Million Menschen: In Österreich leben laut Statistik Austria 530.000 Menschen mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien - 370.000 sind Zuwanderer der ersten Generation, 160.000 der zweiten. Für Albanien sind nur Zahlen der albanischen Staatsbürger in Österreich verfügbar, das sind aktuell 2800.
Die Reisewarnung der Sicherheitsstufe 6 empfiehlt Österreichern „dringend“, das betroffene Land zu verlassen. Corona-Tests oder eine 14-tägige-Heimquarantäne sind bei einer Einreise aus den Westbalkanländern jetzt schon Pflicht.
Österreich stellt sich mit Reisewarnung gegen EU-Beschluss
Mit der Reisewarnung für Serbien und Montenegro stellt sich Österreich gegen einen erst Dienstag getroffenen gemeinsamen EU-Beschluss. Dieser sah nämlich die Aufhebung der Corona-bedingt verhängten Einreiseverbote für 14 Drittstaaten vor, darunter auch Serbien und Montenegro. Der Beschluss ist allerdings nur eine Empfehlung, wie auch Schallenberg betonte. Mit Verweis auf das Vorgehen anderer europäischer Länder unterstrich er: „Wir sind im Mainstream Europas unterwegs.“
Für 23 weitere Staaten galten bereits Reisewarnungen
Corona-bedingt warnte das Außenministerium bisher bereits vor Reisen in 23 Staaten: Ägypten, Bangladesch, Brasilien, Chile, Ecuador, Großbritannien, Indien, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Peru, Philippinen, Portugal, Russland, Schweden, Senegal, Südafrika, die Türkei, Ukraine, USA und Weißrussland (Belarus). Dazu kommen partielle Reisewarnungen, die sich nur auf Teile des jeweiligen Staatsgebiets beziehen. In Italien gilt dies für die Region Lombardei, in Deutschland für die Landkreise Gütersloh und Warendorf im Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Neue Cluster in OÖ und der Steiermark
Das Land Oberösterreich hat im Zuge des drastischen Anstiegs an Neuinfektionen neue Maßnahmen bekannt gegeben: Alle Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in den Bezirken Linz, Linz-Land, Wels-Land, Wels-Stadt und Urfahr-Umgebung schließen ab Freitag. Die meisten Fälle seien einem Cluster, bestehend aus mehreren, großteils rumänischen, Großfamilien zuzuordnen. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass sich auch in der steirischen Landeshauptstadt Graz ein neuer Corona-Cluster gebildet hat: Zehn Personen einer Baufirma wurden positiv getestet. Ein Großteil der Mitarbeiter stammt aus Griechenland.
„Nehmen Sie die Reisewarnung sehr ernst!“
Integrationsministerin Raab erklärte, dass sie verstehe, dass Menschen darunter leiden, nun nicht zu ihren Verwandten und Freunden fahren zu können, und appellierte dennoch an die Vernunft der Mitbürger: „Nehmen Sie die Reisewarnung sehr ernst! 2020 ist ein Ausnahmejahr, und wir müssen alles tun, um die Gesundheit unserer Mitmenschen zu schützen.“
Um auch tatsächlich alle in Österreich lebenden Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen, die nun von der verhängten Reisewarnung betroffen sind, wird das Ministerium eine breite Informationskampagne starten - und zwar auf zahlreichen Kanälen und in den verschiedensten Sprachen.
Verstärkte Kontrollen mit 1500 Grenzschutzpolizisten
Innenminister Nehammer verdeutlichte am Mittwoch, dass Reisewarnungen nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, denn bei der Rückkehr könnte „das Coronavirus im Gepäck sein“. Österreich werden daher an den Grenzen verstärkt kontrollieren, auch die Gesundheitsbehörden und 1500 Grenzschutzpolizisten werden dabei hinzugezogen.
Nehammer betonte weiters das Bestreben Österreichs, das Virus weiter einzudämmen. „Denn eine zweite Welle darf kein epidemiologischer Tsunami werden“, so der Innenminister.
„Wir müssen die Grundregeln beibehalten!“
Abschließend rief der Gesundheitsminister ein weiteres Mal zur Vorsicht auf. „Ich hab‘ schon das Gefühl, dass ein Teil der Mitbürger müde geworden ist - aber wir müssen die Grundregeln beibehalten!“, so Anschober. Abstand und Hygieneregelung seien das A und O. „Schauen wir, dass das Erarbeitete auch gesichert ist“, so der Grünen-Politiker.
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