Web 3.0

So funktioniert das Internet der Zukunft

Web
17.07.2008 17:17
Im Jahr 2004 tauchte der Begriff "Web 2.0" erstmals auf und ist seitdem Symbol für die Entwicklung des Internets weg vom rein passiven Informationsmedium - soziale Netzwerke, das Veröffentlichen von privaten Fotos und Videos sowie Bloggen haben als interaktive Elemente im World Wide Web Einzug gehalten. Schon bald schlägt laut Experten das Zeitalter des "Web 3.0" - welche Begriffe sich dahinter verstecken, liest du hier!

Das Web 3.0 hat viele mögliche Inhalte, die alle kontroversiell diskutiert werden. Wohin der Weg genau führt, ist noch nicht abzusehen, schließlich steht das "neue" WWW erst am Anfang. Fest steht laut Experten jedoch, dass die beinahe grenzenlose Freiheit im Internet ein Ende haben wird und private Daten in Zukunft weniger freigiebig behandelt werden.

Semantisches Web
Eine der populärsten Web-3.0-Visionen: Computer sollen in Zukunft Informationen aus dem Internet sinnvoller verknüpfen können, als das bisher der Fall ist - diese Grundidee verbrirgt sich hinter dem Begriff "Semantisches Web". Funktionieren soll das, indem sich hinter Webseiten für den Menschen unsichtbare Meta-Informationen verbergen, die der Computer auslesen kann. Web-3.0-Software könnte Internetseiten anhand dieser Zusatzinfos Bedeutungen zuweisen, diese erfassen und verschiedene Angebote sinnvoll verknüpfen.

Ein gern genanntes Beispiel stammt aus einem bereits vor sechs Jahren im "Scientific American" publizierten Artikel: Ein Mädchen erfährt, dass seine Mutter erkrankt ist und für eine Behandlung zum Spezialisten muss. Die semantische Software sucht daraufhin Information zur Krankheit, außerdem verfügbare Ärzte in der Nähe. Anschließend würde das Programm den Terminkalender der Mutter durchforsten und mit dem der Ärzte abgleichen.

Von so komplizieren Anwendungen ist das Web derzeit jedoch meilenweit entfernt. Ebenso schwierig gestalten sich Versuche, Software den Unterschied zwischen Suchbegriffen beizubringen. "Zur Zeit können Suchmaschinen nicht zwischen 'Paris Hilton' und dem 'Hilton in Paris' unterscheiden", beschreibt Jeff Bates von Slashdot, einem Web-2.0-Mitbegründer. Die Bedeutung, die hinter menschlichen Eingaben steckt, auch dem Computer begreiflich zu machen, ist also eine weitere Idee für das "Semantische Web".

3D-Web
Ob diese Web-3.0-Vision jemals Wirklichkeit wird, bleibt zu bezweifeln, denn das Interesse an virtuellen Online-Welten wie Second Life hat merklich nachgelassen. Dennoch existiert die Idee vom "3D-Web" - quasi dem Internet zum Durchgehen. Ansätze dafür gibt es bereits, etwa Google Earth. Problematisch ist, dass Bilder unter gewissen Bedingungen zur Erstellung einer 3D-Umgebung verwendet werden können - Videos, Zahlen, Daten und Wörter im Allgemeinen eignen sich dafür aber nicht. Sie könnten dennoch in eine virtuelle Umgebung eingebunden werden, wie das zum Beispiel bei Online-Spielen à la "World of Warcraft" der Fall ist.

Zwei-Klassen-Internet
Nicht nur Positives ist mit dem Web 3.0 verknüpft. Die Weiterentwicklung sowohl auf Hardware- als auch Softwareseite soll schon in wenigen Jahren ermöglichen, gewisse Datensätze bevorzugt zu behandeln. Ursprünglich gedacht, um etwa Emails geschwinder zu verschicken oder Videodownloads zu beschleunigen, könnte das in Zukunft zum Zwei-Klassen-Internet führen. Große Firmen, so befürchten Kritiker, könnten quasi die Überholspur des Internets buchen und dem Rest bleibt nur das Schneckentempo. Insbesondere problematisch wäre das für kleinere Unternehmen und Menschen aus Entwicklungsländern, wo das Geld für solche Investitionen fehlt, das Internet jedoch bisher zu einem Mehr an Wissen und Information sowie Verknüpfung mit der Welt geführt hat.

Privatsphäre und verstärkte Sicherheit
Die Fotos einer üblen Sauftour, das Video vom peinlichen Tanz bei einer Party - vielen Internetnutzern ist nicht klar, wie schnell im Internet Veröffentlichtes verbreitet werden kann, und dass es problemlos einer unüberschaubar großen Anzahl Personen zugänglich ist. Sorgen um Datensicherheit und Privatsphäre werden jedoch in den nächsten Jahren zunehmen, glauben Experten wie Nat Torkington vom Computerbuchverlag O'Reilly Media. Er sieht in Zukunft ein Mischmodell, wo "Software mit dem Internet kommuniziert, während private Informationen auf den eigenen Computer heruntergeladen werden", beschreibt er gegenüber "The Age". Emails wären also zum Beispiel weiterhin online verfügbar, Privates würde jedoch direkt auf dem eigenen PC gespeichert.

Online-Communities wie MySpace, Facebook oder StudiVZ könnten zu einer Art "bewachter Wohnsiedlung" avancieren, wo nur bestimmte Personen Zugriff auf Informationen haben. Dieser Trend zeichnet sich bereits jetzt ab, sowohl Facebook als auch StudiVZ haben nach teils massiven Userprotesten genauere Einstellungen der Privatsphäre integriert. Bei Facebook ist es seit Kurzem sogar möglich, die Freunde in verschiedene Gruppen einzuteilen - nur die "besseren" können Daten wie Telefonnummer oder bestimmte Fotos einsehen.

Steuer für Musik und Filme
Selbst saftige Strafen für illegale Downloads zeigen bisher keine große Wirkung - Musikindustrie und Kinoproduzenten entgehen wegen zahlungsunwilliger Internetnutzer seit Jahren gewaltige Summen. Bezahlangebote haben zwar in relativ kurzer Zeit Boden gut gemacht, dennoch können sie die Verluste nicht ausgleichen und haben viele Käufer gleichzeitig mit Rechtemanagement und überzogenen Nutzungsbeschränkungen verscheucht. Das Web 3.0 soll alles besser machen, eine Idee ist die "Medientausch"-Steuer. Mit dieser Abgabe soll der Download sowie das Speichern von Musik- und Videodateien legal möglich sein. Experten wie Michael Geist von der Universität Ottawa in Kanada halten diese Entwicklung für wahrscheinlich, sobald junge Menschen in die Politik vordringen, die selbst mit Musikdownloads und Copyright-Fragen aufgewachsen sind.

Neue Mediensuche
Die Suche nach Bildern, Musik und Videos gestaltet sich des Öfteren schwierig, besonders wenn kein konkreter Begriff vorhanden ist. Im Web 3.0 soll das anders werden. Entwicklern schwebt vor, dass der Nutzer lediglich einen Song, ein Foto oder Video auf eine Suchplattform spielt und diese sucht nach gleichartigen Medien. Wer also ein Foto seiner Rosen aus dem Garten eingibt, dem bietet die Suchmaschine unzählige Bilder der gleichen Art - so die Idee.

Durchdringendes Web
Das "durchdringende" Internet der Zukunft soll überall sein - nicht nur PC und Handy, auch Küchengeräte, Fensterscheiben und Zahnbürste könnten in Zukunft ans WWW angeschlossen sein und die neuesten Nachrichten ebenso verfügbar machen wie den Wetterbericht.

Neue Arten der Online-Werbung
Internetnützer müssen sich in Bezug auf Werbung im WWW vor allem auf neue Formen einstellen. Dazu zählt zum Beispiel, dass Suchmaschinen überlistet werden könnten und der User statt auf einem nützlichen Link auf einer Werbe-Website landet. Außerdem vermischen sich Blogs und Werbung, da pfiffige Blogger schnell maßgeschneiderte Artikel ins Netz stellen können, die möglicherweise nicht sofort als PR zu enttarnen sind.

Von Bernadette Geißler

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