"Tribute To Bobby" ist eine Hommage an den legendären Sänger Bobby "Blue" Bland, der mit Marvin Gaye, Aretha Franklin und John Lennon zu den vier Säulenheiligen Mick Hucknalls gehört. Der 47-jährige Brite, der erst vor nicht einmal einem Jahr mit "Stay" das letzte Simply-Red-Album mehr oder weniger in Alleinregie herausgebracht hatte, gibt darauf 12 Songs des heute 77-jährigen Blues- und Soulurgesteins zum Besten. Wer das Album physisch kauft, wird zusätzlich mit einer Doku über das Album inkl. dem mitgefilmten ersten Treffen zwischen Hucknall und Bland belohnt.
Hucknall begann seine Karriere zwar in einer Punkband, hörte aber damals schon Blues und Soul. Einen der wenigen Sänger, die es vermochten, in ihrer Musik beide Stilrichtigungen zu verbinden, fand er in Bobby Bland. "Als junger Sänger war meine Stimme aber noch zu unreif. Vor 20 Jahren hätte ich diese Album sicher nicht machen können", sagt Hucknall im "Tribute To Bobby"-Film.
Jetzt, mit "reifen" 47, lässt er steinalte Bland-Singles wie "Farther Up The Road" (1957), "I'll Take Care Of You (1959) "Cry, Cry, Cry" (1960) oder "Ain't That Loving You" (1961) wieder auferstehen, doch nicht ohne sie entsprechend zu covern. Aus dem swingenden Original von "Poverty" macht Hucknall eine funkige Single, die auch auf eine Simply-Red-Platte gepasst hätte. Absolutes Highlight der Platte ist "Yolanda", hier bleibt Hucknall eng am Original und schafft, wie einst auch Bobby, Bland den Spagat vom komplizierten Groove zur Ohrwurmtauglichkeit, während er die kaltherzige Yolanda um Rückkehr anfleht. Entgegen den Erwartungen wendet Hucknall bei "Tribute To Bobby" nicht das alte Simply-Red-Erfolgsrezept an. Er versucht es erst gar nicht, aus den alten Soulklassikern Radiohits zu machen, sondern haucht ihnen auf ehrliche Weise neues Leben ein, wie es ein Vollblutmusiker eben macht, wenn ihm eine Sache am Herzen liegt. Im Unterschied zu Simply Red klingen die Songs wohl deshalb erdiger, frischer, direkter.
Wer Hucknall damals nicht verstand, als er Simply Red - die Band, die ja eigentlich nur mehr Mick Hucknall war - auflöste, kommt den Gründen mit "Tribute To Bobby" näher. Es war wohl die lange Bandgeschichte und all die Simply-Red-Hits, die ihn an einem Projekt wie diesem gehindert hatten, denn obwohl mit der markanten Stimme des Briten auch auf dem Solodebüt die älteste Trademark Simply Reds vorhanden ist, klingen die Interpretationen der Bland-Songs nach etwas Neuem. Bobby "Blue" Bland wäre jetzt einmal abgehakt, fehlen nur noch deine anderen drei Säulenheiligen, Mick!
Am 25. Juli gastiert Mick Hucknall beim Donaufestival in Tulln.
8 von 10 späten Solodebüts
Von Christoph Andert
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