Diplomatische Krise

Libyen will Öllieferungen an die Schweiz stoppen

Ausland
24.07.2008 14:16
Die vorübergehende Festnahme von Hannibal Gaddafi, eines Sohnes des libyschen Revolutionsführers Muammar Gaddafi (Bild), in der Schweiz hat zu einer handfesten diplomatischen Krise geführt. In Genf hat Libyen am Donnerstag angekündigt, seine Öllieferungen an die Schweiz "bald" einzustellen. Das teilte die staatliche libysche Schifffahrtsgesellschaft mit. Das nordafrikansiche Land ist der wichtigste Rohöllieferant der Eidgenossen.

Als Vergeltungsmaßnahme hat die nationale libysche Seefrachtgesellschaft bereits die Erdöllieferungen an die Schweiz gestoppt. Wie am Donnerstag offiziell in Tripolis mitgeteilt wurde, gilt dies ausschließlich für die Transporte der nationalen Gesellschaft; andere Öltanker sind davon nicht betroffen. Zudem dürfen Schiffe aus der Schweiz von nun an nicht mehr in den Häfen Libyens anlegen und werden dort auch nicht beladen.

Schweizer in Lybien verhaftet
In Libyen sind am Donnerstag die Büros von Schweizer Firmen geschlossen geblieben. Zwei Schweizer sind seit Samstag in Libyen in Polizeigewahrsam. Laut dem Berner Außenamtssprecher Jean-Philippe Jeannerat müssten die beiden nach libyschem Recht nach sechs Tagen freigelassen werden, sollte keine Anklage gegen sie erhoben werden. Außenministerin Micheline Calmy-Rey protestierte am Mittwoch gegen die Maßnahmen.

Zwei Hausangestellte misshandelt
Hannibal Gaddafi und seine Ehefrau sind in Genf wegen einfacher Körperverletzung, Drohung sowie Nötigung zweier Hausangestellter angeklagt. Sie waren am vergangenen Dienstag in einem Fünf-Sterne-Hotel festgenommen und nach zwei Nächten in Polizeihaft gegen Kaution freigelassen worden.

Hälfte des Schweizer Öls kommt aus Lybien
Libyen ist der wichtigste Rohöllieferant der Schweiz. 2006 kamen laut Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft über 48 Prozent aller Rohölimporte aus dem nordafrikanischen Land.

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