Erneute Tragödie

Christiane F. ist wieder den Drogen verfallen

Ausland
12.08.2008 10:34
Die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend ist nicht nur in Deutschland Pflichtlektüre, auch in Österreichs berührt "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Fast 30 Jahre nachdem Christiane F. mit ihrer Geschichte die Gesellschaft aufrüttelte, ist die heute 46 Jahre alte Frau wieder im Drogensumpf angelangt. Laut Berichten der "Berliner Zeitung" und der "Bild" wurde ihr vom Jugendamt der Sohn weggenommen, nachdem die Frau ihn auf der Flucht vor den Behörden nach Amsterdam mitgenommen hatte.

1978 erschien "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Das Buch und der später gedrehte Film führte Millionen Menschen in Europa das traurige Schicksal der Berliner Straßenkinder vor. Das Buch endet mit einem Happy End, Christiane F. blickt darin - scheinbar - aus dem Drogensumpf gerettet auf ihre "wilden Jahre" zurück. 

Doch wie sie selbst am Ende sagte, vom Heroin wird man nicht geheilt. Heuer erlitt die mittlerweile 46 Jahre alte Frau, die sich nach rastlosen Jahren auf Reisen durch die Welt in den späten Neunzigern wieder in Berlin niederließ und einen Sohn gebar, einen Rückfall, verfiel zuerst dem Alkohol, später den harten Drogen. Das Jugendamt der Stadt Berlin, wo F. noch immer wohnt, bekam den Rückfall der Frau mit. Man nahm ihren elfjährigen Sohn in die Obhut der Wohlfahrt, doch Christiane F. entführte ihn bei einem Besuch.

Flucht nach Amsterdam - F. ist untergetaucht
Gemeinsam mit ihrem "neuen Freund", so "B.Z." und "Bild", sei sie dann nach Holland geflüchtet. Dort fiel F. entgültig in ihre alten Verhaltensmuster zurück und gab das Tantiemen-Geld für die Rechte an ihrer Lebensgeschichte - über all die Jahre war das ihr Lebensunterhalt - ausgerechnet für Heroin aus. Im Juni 2008 war dann Schluss, bereits im Zug nach Deutschland soll eine völlig verwahrloste Christiane F. ihren Sohn den Behörden übergeben haben. Das Kind wohnt jetzt bei einer Pflegefamilie, die Eltern von Christiane F. müssen entscheiden, was nun mit ihm passiert. Laut ihrem Freund ist F. in der Berliner Szene untergetaucht.

Buchautor: "Sie hat grundsätzlich eine Chance"
Das Schicksal der aus der Berliner Satellitensiedlung Gropiusstadt stammenden Christiane F. als drogensüchtige Jugendliche war von den Autoren Horst Rieck und Kai Hermann beschrieben worden. Die Reportage wurde 1978 als „Stern“-Buch zu einem Bestseller wie auch zur abschreckenden Schullektüre. 1980/81 kam der von Bernd Eichinger und Hans Weth produzierte Film von Ulrich Edel mit Natja Brunkhorst in der Titelrolle heraus. Buchautor Rieck sagte jetzt dem "Spiegel" er habe zuletzt vor etwa 14 Tagen Kontakt mit Christiane F. gehabt. Dabei habe sie „sehr angespannt“ gewirkt. Rieck gibt Christiane F. dennoch "grundsätzlich eine Chance", das sei "eine Frage von Willen und Entscheidung". Dazu gehöre viel Disziplin. "Man weiß ja, dass bei vielen Suchtkranken ein Kind dem Leben eine Struktur gibt. Die Frage ist nun, was passiert, wenn das Kind nicht mehr da ist. Soweit ich das in den vergangenen Jahren immer mal wieder verfolgen konnte, ist sie sehr verlässlich, sorgsam und liebevoll mit ihrem Sohn umgegangen."

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