„Zu keiner Zeit des Jahres beteiligen sich so viele Menschen an Interventionen im öffentlichen Raum wie im Wahlkampf“, erklärt Siegl. Die Motivation reiche dabei von spontanen Aktionen, etwa beim Warten auf die Straßenbahn, bis zu geplantem Vorgehen mit Konzept. Einzelne Gruppen würden auch von politischen Parteien ausgeschickt, um gezielt gegnerische Plakate zu attackieren. Besonders häufig anzutreffen ist das „Schwärzen“ der Gesichter. Dabei werden die Gesichtszüge komplett übermalt oder nur gewisse Partien, wie Augen, Mund oder Nase, verunstaltet.
„Politische und demokratische Anteilnahme“ trifft laut Siegl besonders Parteien mit „extremeren Ansichten und Botschaften“. Ein Beispiel aus dem aktuellen Wahlkampf wäre ein FPÖ-Sujet, dessen Spruch „Jetzt geht's um uns Österreicher“ zu „Jetzt geht's um Reiche“ überklebt wurde. BZÖ-Spitzenkandidat Jörg Haider wiederum ist vermehrt mit der Bezeichnung „Lügner“ oder einem Hitler-Bart versehen worden.
Nur „langweilige Sujets“ bleiben verschont
Aber auch die regierenden Parteien werden von derartiger Kritik nicht ausgespart. So wurde etwa Vizekanzler Wilhelm Molterer mit dem Spruch „Wir mögen dich nicht“ bedacht, der auf Plakaten über seine Stirn geschrieben wurde, während Aufkleber den SPÖ-Spitzenkandidaten Werner Faymann mit der der „Kronen Zeitung“ in Verbindung bringen. Weniger heftig attackiert werden Parteien, die „niemanden interessieren“ und „langweilige Sujets“ haben, so Siegl. Die aktuelle Plakatkampagne der Grünen sei dafür ein Beispiel, findet der Graffitiexperte. Seiner Meinung nach korrespondiert dies auch mit dem tatsächlichen Wahlverhalten, da „heftig attackierte Parteien bzw. jene, die viele aufregen“ besser abschneiden würden.
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