Am Samstag nämlich fand im „neuen theater“ im deutschen Halle an der Saale die Uraufführung der Bühnenversion von Roches „Feuchtgebiete“ statt. Unter der Regie der Berlinerin Christina Friedrich spielt die österreichische Schauspielerin Ines Schiller aus Linz die Rolle der 18-jährigen Helen Memel, deren liebstes Hobby es ist, minutiös ihre eigenen Körperöffnungen und ihre sexuelle Stimulierbarkeit zu erforschen. Dazu kommen noch grenzwertige Tests der körperlichen Bakterien-Anfälligkeit sowie die Analyse anderer weiblicher Körper, insbesondere ihrer Genitalien. In einem Satz: Es geht um "Muschistudium".
Keine einzige anstößige Szene
Zwar zeigen Helen und Co. viel Haut, sind aber nie komplett nackt. Sie sprechen von "Muschi-Schleim" und "Pipi-Tropfen", haben aber keine einzige anstößige Szene. Es gibt etwas rote und weiße Flüssigkeit, aber keine Blut- und Sperma-Orgie. Die erste Bühnenversion zu Roches Bestseller, in dem die Protagonistin an Schorf knabbert und an Eiter leckt, setzt weit weniger auf Schock- und Skandal-Effekte als das Buch - und als manch anderes Drama.
Von den etwas mehr als 100 Zuschauern gab es für das mit Spannung erwartete Stück kräftigen Applaus - besonders für die Protagonistin Helen bzw. ihre 25 Jahre alte Darstellerin, die Linzerin Ines. Zehn Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Regisseurin: "Tabulos, aber nicht pornografisch"
Auch Regisseurin Friedrich betrachtete ihre Inszenierung als tabulos, aber nicht pornografisch. "Wir arbeiten an der Erkundung einer ganzen Körperlandschaft", sagte die Berlinerin, kurz nachdem bekannt wurde, dass sie „Feuchtgebiete“ auf die Bühne bringen würde. "Dass wir sofort Pornografie, Schock und Skandal schreiben, wenn wir uns mit dem Körper befassen, ist ein Irrtum", sagte Friedrich, die als Regisseurin und Gastprofessorin unter anderem in Weimar, Bremen, Bonn und Luzern arbeitet.
Das umstrittene Buch von Roche habe sie von ihrer Schwester zu Ostern geschenkt bekommen. "Ich habe es mit meiner Tochter und meiner Mutter gelesen, und wir haben alle sehr gelacht", sagte Friedrich. "Es ist auf jeden Fall ein wunderbar zärtlicher und radikaler Stoff und ein fröhliches Lehrbuch über den Umgang mit unserem Körper."
"Es ist ein Körperfest", sagte die Regisseurin. Auf diesem Fest gebe es Bilder, Sprache und Musik. Die Musik komponierte der Berliner Jacob von Suske. "Er schrieb und komponierte sie nur für Helen Memel", so Friedrich. Über die junge Linzerin Ines Schiller, die die Hauptrolle spielt, sagte die Regisseurin. "Wenn es eine Helen auf dieser Welt gibt, dann wohnt sie in Ines."
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