Am frühen Montagabend war einem Taucher in Weyregg (Bezirk Vöcklabruck) bei der Einstiegsstelle zur Schwarzen Brücke ein Auto mit Kleidungsstücken aufgefallen. Der Mann schlug sofort Alarm, eine Suchaktion wurde eingeleitet. Gegen 20.45 Uhr fand die Wasserrettung die Leiche des 38-jährigen Deutschen, die etwa 500 Meter weiter an der Wasseroberfläche trieb. Der Mann hatte versucht, aus einer Tiefe von 70 Metern einen unkontrollierten Aufstieg innerhalb von nur einer Minute durchzuführen.
Schon sechs Opfer
Bei dem Deutschen handelt es sich bereits um den sechsten tödlich verunglückten Taucher in diesem Jahr in Oberösterreich. Erst am Sonntag waren ein 45-jähriger Berufstaucher und seine 49-jährige Begleiterin aus Berlin im Vorderen Gosausee ums Leben gekommen. Im Mai verunglückte ein 35-jähriger Architekt aus Regensburg bei der "Schwarze Brücke" tödlich. Sein 43-jähriger Begleiter wurde beim Versuch, ihn zu zu retten, verletzt. Im April starben zwei Slowaken bei einem Tauchunfall an der selben Stelle.
Beliebtes Revier
Die Schwarze Brücke gilt als beliebtes, aber recht anspruchsvolles Tauchrevier, das nur erfahrenen Sportlern empfohlen wird. Die Häufung der Unfälle im Attersee führt Landesleiter Josef Leichtfried von der oberösterreichischen Wasserrettung aber auch auf die hohe Dichte der Taucher an dieser Stelle zurück: "Es gibt Zeiten, das sind mehr Taucher als Fische im See", erklärt er im Gespräch mit der APA am Dienstag. Daher passiere dort auch am häufigsten etwas. Im Durchschnitt seien in Oberösterreich vier Todesopfer im Jahr zu beklagen, oft auch fünf oder sechs, so Leichtfried. "Es hat aber auch schon Jahre gegeben, in denen es keinen Toten gab."
Landesrat fordert Konsequenzen
Alarmiert durch die Häufung der Tauchunfälle zeigte sich Landesrat Josef Stockinger. Am Dienstag legte er ein Maßnahmenpaket auf den Tisch, das unter anderem ein Anmeldesystem und eine verpflichtende Grundausbildung enthält. Außerdem soll vor dem Tauchgang geklärt werden, wer für die Kosten einer eventuellen Bergung aufkommt.
Die Maßnahmen beziehen sich lediglich auf das Tauchrevier "Schwarze Brücke" am Attersee, wo heuer bereits vier Todesopfer zu beklagen waren. Wer dort tauchen geht, soll entweder vorher an einer verpflichtenden Unterweisung teilnehmen oder die Bestätigung über einen Grundlehrgang vorweisen müssen, so Stockingers Plan. Außerdem sollen sich Sportler vorher - beispielsweise bei der Polizei - anmelden. Andernfalls drohen "empfindliche Strafen". Mit Informationstafeln will der Landesrat über die Gefahren und über die Anmeldepflicht informieren.
Selbstüberschätzung im Visier
Er wolle das Taucherlebnis für Freizeitsportler keinesfalls verkomplizieren und schon gar nicht untersagen, betonte der für die Rettungsorganisationen zuständige Stockinger. Im Visier hat er all jene, die durch Selbstüberschätzung nicht nur sich selbst, sondern auch die Einsatzkräfte gefährden. Wasserrettung und Feuerwehr dürfen bei der Schwarzen Brücke nur bis 40 Meter Tiefe gehen, um Verunglückte zu bergen. Andernfalls müssen Spezialisten - etwa von der Cobra - angefordert werden. Da viele Hobbytaucher sich nicht an den empfohlenen Richtwert halten, will Stockinger auch stichprobenartige Kontrollen an den Tauchcomputern durchführen lassen.
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