Prunk-Grabhaus

High-Society-Friedhof in Ephesos entdeckt

Wissenschaft
16.10.2008 08:48
Einen High-Society-Friedhof haben österreichische Archäologen bei der diesjährigen Grabungskampagne in Ephesos nahe der türkischen Stadt Selcuk entdeckt. Wie das für die Grabung verantwortliche Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte, wurde ein Grabhaus aus der römischen Kaiserzeit (etwa 250 bis 500 nach Christus) mit fünf mehrfach belegten Gräbern und insgesamt 55 Bestattungen freigelegt. Reiche Grabbeigaben und die luxuriöse Ausstattung des Grabhauses würden klar zeigen, dass "die Bestatteten der ephesischen Oberschicht angehörten", so die erste stellvertretende Grabungsleiterin Sabine Ladstätter.

"Nicht nur aufgrund ihres wissenschaftlichen Wertes, sondern auch aufgrund der Kostbarkeit sind es keine alltäglichen Funde", betonte die Archäologin. Das Grabhaus war ursprünglich mit farbigen Wandmalereien und Bodenmosaiken verziert. Gefunden wurden auch zahlreiche Grabbeigaben, die den Bestattungsriten folgend den Toten mit ins Jenseits gegeben wurden. Dazu zählen etwa persönlicher Schmuck und Kleidung, Speise-, Trink- und Salbgefäße aus Keramik und Glas sowie Öllämpchen.

Als "hervorragend" wird der entdeckte Goldschmuck bezeichnet, bestehend aus Ohr-, Finger- und Lockenringen sowie Anhängern von Halsketten. "Von höchster handwerklicher Qualität zeugt ein massiver Goldring mit einem Stein aus Onyx, in den das Kultbild der Artemis Ephesia eingraviert ist", so Ladstätter, die den Träger des Ringes "unzweifelhaft als einen Verehrer der Stadtgöttin von Ephesos, möglicherweise sogar als einen ihrer ausgewählten Priester" identifiziert. "Absolute Raritäten" seien die antiken, beinahe 2.000 Jahre alten Textilfunde: Reste von golddurchwirktem Brokat lassen auf wertvolle Stoffe oder Kleidungsstücke schließen, mit denen die Toten bedeckt waren.

Mangels schriftlicher Belege ist die Besitzerfamilie des Grabhauses nicht überliefert, doch für die Archäologen besteht kein Zweifel, dass es sich um Angehörige der ephesischen Oberschicht handelte. Die Anlage des Grabhauses an einer sehr prominenten Stelle im Stadtbild sowie seine Ausstattung und die Beigaben seien Zeugnisse für den Wohlstand der Ephesier in der römischen Kaiserzeit. Das Grabhaus wurde im 3. Jahrhundert nach Christus erbaut und blieb bis weit in das 5. Jahrhundert nach Christus hinein in Benutzung.

Von "besonderer kulturhistorischer Bedeutung" ist für die Wissenschaftler die Tatsache, dass die ältesten Bestattungen noch heidnisch waren, die jüngeren aber bereits von Personen stammten, die zum christlichen Glauben übergetreten waren. Davon zeugen Gedächtnislämpchen mit Kreuzdarstellungen. Die Fundstücke sollen nach ihrer wissenschaftlichen Auswertung im Ephesos-Museum der Stadt Selcuk präsentiert werden.

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